Das EinTanzHaus ist ein Ort, wo sich viele Menschen wohlfühlen

Es gibt Gebäude, die strahlen etwas Besonderes aus. Es gibt Konzepte, die Offenheit einfordern. Am Ende prägen die Menschen die Atmosphäre. Wenn Besuchende über offene Tanzabende oder Kulturangebote des EinTanzHaus e.V. berichten, es sei ein Ort zum Wohlfühlen, selten seien so viele verschiedene Menschen beieinander…, freut sich die künstlerische Leiterin des EinTanzHaus Daria Holme: „So ist es gedacht!“ Das Konzept greift. Holme wollte von Anfang an aus der denkmalgeschützten „Trinitatis-Kirche“ einen einladenden und offenen Ort machen, der vieles sein darf, nur kein klassischer Kulturtempel. Das Kulturangebot ist immer vielfältig, dem Gebäude gerecht werdend und ist zudem erschwinglich geblieben. EinTanzHaus e.V.: Startseite

Theaterfestival Schwindelfrei 2024
Foto: Lys Y. Seng
UNDJETZT-Festival 7 Antje Pfundtner in Gesellschaft _ Sitzen ist eine gute Idee ©Maximilian Borchardt
EinTanzHaus-Außenansicht©Lys-Y-Seng

Den Ort des EinTanzHauses, inmitten der Quadrate von G4,4, vergleicht Holme mit einem Dorfplatz. Dort verläuft die Meile der Religionen, ist der Marktplatz in der Nähe, „Klein-Instanbul“ mit seinen Eigenheiten. Dort am Platz bedient Abbas Ftouni vom Restaurant Salerno die Gäste. Er ist eine Institution im Quartier. Hier halten sich Menschen auf und werden, auch wenn sie es eventuell gar nicht vorhatten, schonmal ins EinTanzHaus gelockt. Die Türen sind ohnehin meist offen. „Unser Programm bezieht sich immer auf die besondere Atmosphäre und die Architektur dieses Orts“, sagt Holme.
Trinitatis, im Mai 1959 wieder eröffnet, vollzog mit dem Architekten Helmut Striffler einen Wandel, weg vom ehemals barocken Baustil der Kirche hin zu einem Gebäude, das auch architektonisch einen Aufbruch in der Nachkriegszeit wollte. Sohn Johannes Striffler genießt heute die Kulturangebote und ist regelmäßiger Gast. Die Architektur mit den besonders leuchtenden Steinen in den Seitenwänden des Gebäudes hat ihre eigene Geschichte. Mehr zur Architektur

UND JETZT? Die künstlerische Leiterin Daria Holme bei einer Performance im EinTanzHaus. Foto. Lys Y. Seng
Die große Tafel: eine Einladung an jeden, der sich Zeit nimmt, gemeinsam beim Essen dabeizusein. Beim UND JETZT Festival. ©Miriam Stanke

Demokratie braucht offene Räume

Daria Holme hat um ihr Konzept gekämpft und ein Versprechen gegeben, das aus ihrer Sicht auch eine Wertschätzung für dieses besonderes Haus darstellt. Das Haus wird von Land und Stadt gefördert und setzt auf Kooperation und Teilhabe. Mit der Gestaltung des Programms verbindet sie auch eine politische Botschaft. „Demokratie braucht offene Räume, die Einladung an viele Menschen, uns kennenzulernen und dabei zu sein“, sagt sie. Viele Kulturangebote laden zum Mitmachen ein, stellen aber auch die Fragen, die heute aktuell sind: Zeit ist, sich zu äußern? Und jetzt? Als Performance inszeniert. Oder man trifft sich zwanglos bei einem gemeinsamen Essen an einer großen Tafel. Auch zahlreiche Workshops und besondere Angeboten für junge oder ältere Menschen setzen auf Teilhabe.
Die stets schnell ausgebuchten Tanzabende einmal im Monat zwischen 20 und 23 Uhr mit DJ Mehlhose stehen exemplarisch für Abende, an denen „Menschen zusammenkommen, die sich sonst nicht treffen würden.“

Die Junior Dance Company! im EinTanzHaus
Foto: Lys Y. Seng
EinTanzHaus Innenraum Bühnenblick
©Oliver Pol Michel
EinTanzHaus Overhead Project _ GREENROOM©Christian Kleiner

Auch ein Ort für Specials

Das EinTanzHaus ist aber auch Ort für Specials während der Schillertage, für das Festival der Tanz- und Theaterszene „Schwindelfrei“ oder Enjoy Jazz. Einrichtungen der Stadt, die der Stadtgesellschaft verbunden sind, feiern hier Jubiläum. Der Raum, in seiner ebenso nüchternen wie faszinierenden Atmosphäre biete Platz für viele Gruppen, ohne das ein Störgefühl entsteht, man sei fehl am Platz, beschreibt es Holme. Die 200 Quadratmeter große Bühne eröffnet viele Möglichkeiten. Geschätzt wird auch die kleine Bar am Eingang, die bei Veranstaltungen für wenig Geld Getränke anbietet.
Die alten leicht abgerundeten Holzsitzbänke, die für Kirchenbänke ausgesprochen bequem sind, hat das EinTanzHaus-Team behalten. Auch sie unterstützen Gemeinschaftsgefühl und sind obendrein noch schön.

„Manchmal wünschten wir uns, die Menschen würden noch mehr mitbekommen, was wir hier alles zu bieten haben“, bedauert Holme. Dem kleinen Team fehlten die Kapazitäten noch mehr zu werben oder sich einfach intensiver bemerkbar zu machen. Dennoch gibt es viele Abende, die ausverkauft sind. Im September, nach der Sommerpause geht es weiter.