„Ich habe selten eine Stadtteilversammlung erlebt, bei der so viele Kinder und Jugendliche dabei waren.“ Der Applaus von Bürgermeister Dirk Grunert bei der Eröffnung der Stadteilversammlung Innenstadt und Jungbusch des Kinder- und Jugendbüros 68DEINS! galt den rund 85 Kindern in der Jungbuschhalle. Ihre Themen, die sie für Politiker*innen und Stadtteilvertreter*innen aufbereitet hatten, beschäftigten sich mit den Themen Verkehr und Soziales und viel mit dem vorhandenen, beziehungsweise fehlenden Raum für Kinder und Jugendliche. Es ging um die Orte, die eigentlich für sie bestimmt sind, jedoch häufig zweckentfremdet werden: als Müllablageplätze, als Raucherecken, als Hundeklos oder Orte, wo sich Kinder und Jugendliche fürchten.
Die besondere Eigenschaft einer solchen Stadtteilversammlung ist, dass es nicht bei Worten bleibt, sondern Kinder und Jugendliche konkrete Handlungsschritte einfordern. Dafür erfahren sie viel Unterstützung von den Lehrenden der Schulen, den Mitarbeitenden der Jugendeinrichtungen sowie dem Team von 68Deins! bei der Vorbereitung. 68Deins! wird getragen von Jugendamt und Gesundheitsamt, dem Fachbereich Demokratie und Strategie sowie dem Stadtjugendring.
Breites Themenspektrum selbstbewusst vertreten
Die Stadtteilversammlung ist eine Veranstaltung, wo Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt stehen, die Erwachsenen zuhören. Die Kinder und Jugendlichen der Mozart-Schule, der Johannes-Kepler-Gemeinschaftsschule und Johannes-Kepler-Grundschule, vom Gemeinschaftszentrum Jungbusch und der dortigen Jugendinitiative sowie dem Internationalen Mädchentreff waren engagiert bei ihren Themen, die in vier Themengruppen aufgeteilt waren: Verkehr, Schöne Innenstadt, Räume und Orte für Jugendliche, Soziales.
Zunächst stellten sie sich gegenseitig ihre Themen vor, für die sie viele für sich sprechende Fotos und Plakate mitgebracht hatten. Die Moderation übernahmen 68DEINS!-Mitarbeitende. Es ist die erste Übung, laut zu sprechen und das Thema selbstbewusst zu vertreten, bevor im zweiten Teil der Veranstaltung Politiker*innen und Stadtteilverantwortliche mit dazu kommen. Da kamen fehlende Unterstände am Bolzplatz zur Sprache; Spielplätze, wo Erwachsene rauchen oder Alkohol trinken und ihren Müll hinwerfen; Hundebesitzer, die Spielplätze als Hundeklos nutzen.
Es wurden Wünsche eingebracht: mehr Treffpunkte für Mädchen oder ältere Jugendliche. Es wurden Sorgen vorgebracht: fehlende Sicherheit für radfahrende Kinder oder zu Fuß bei Straßenquerungen; fehlendes Geld für Fahrkarten und die teure Schulausstattung. Schließlich auch die Sorgen um Umwelt und Umfeld: mehr Raum für Grün und Tiere in der Stadt.
Erleben wie Demokratie funktioniert
Für Alexandra Blum, Lehrerin an der Johannes-Kepler-Grundschule, war es die erste Stadtteilversammlung. Sie hat die Ihren gut vorbereitet, weil sie vom Format total überzeugt ist. „Die Kinder erleben hier wirklich, wie Demokratie funktioniert. Das ist sehr wertvoll.“ Derzeit passe dies ohnehin in die Initiative der Schule, wo es ab dem kommenden Schuljahr ein Kinderparlament geben werde.
Ähnlich äußerten sich auch die anwesenden Eltern. „Ich finde es toll, dass die Stimmen der Kinder aufs Podium gehoben werden“, sagt Vater Tim, dessen Tochter Bérénice die Mozartschule besucht. Mutter Melanie mit Tochter Emma, gefällt, dass „die Kinder, so klein sie sind, ihre Themen erkennen und aktiv ansprechen.“
Für die Akteur*innen, denen der Nachmittag galt, war es indes nicht einfach. Luna: „Am Anfang war ich nervös. Dann aber froh, es alles vorgebracht zu haben. Ich hoffe, es ändert sich etwas.“ Das versprachen die Vertreter*innen des Stadtraumservice, der Stadtteilgremien und des Bezirksbeirats. Ihre Zusagen wirkten verbindlich und ehrlich zugleich bei den Themen, die eventuell länger dauern könnten.
Am Schluss gaben Marie Ostwald und Keya Baier (Stadtjugendring) zudem den Hinweis, immer wieder nach Entwicklungen zu den Anliegen zu schauen. Darüber zu berichten, sind jetzt die erwachsenen Gesprächspartner aufgerufen. „Und wenn sich gar nichts tut“, so die Aufforderung an den Kreis der Kinder und Jugendlichen, hakt bitte nach.“
Im Übrigen gibt es seit einigen Wochen auch eine Möglichkeit für Kinder und Jugendliche ihre Kritik und Wünsche im Rahmen der Befragung „Junge Menschen machen Mannheim“ von FutuRaum loszuwerden.
Zur Umfrage geht es hier.
Die nächste Stadtteilversammlung für Kinder und Jugendliche findet am 2. Oktober im Stadtteil Schönau statt.
68DEINS! Kinder- und Jugendbeteiligung Mannheim – 68DEINS! (majo.de)