Die Episoden sind im Kasten. Film und Plakatmotive stehen. Filmemacher Arthur Bauer ist stolz auf das Ergebnis und die „Handwerker“, die am Erfolg der Kampagne MUSS NICHT SEIN beteiligt waren. Unter anderem ein Kurzfilm von einer Minute appelliert in eindringlichen Szenen an die Poserszene, Tempo, Aggression und Lautstärke rauszunehmen. Film und Plakatmotive, in dem Laien die Akteure sind, sind etwas Besonderes. Sie entstanden bei FutuRaum und sind Ergebnis eines Dialogs zwischen Vertretenden der Bürgervereine, Gastronomie und Handel, Polizei sowie Vertreter der Poser-Szene.
Ein Gespräch mit Arthur Bauer, dem Regisseur.
MUSS NICHT SEIN – ein Erstlingswerk?
Arthur Bauer: Ja und Nein. Ich habe schon viele Filme gemacht: Werbefilme und Kurzfilme, teilweise mit Profi-Darstellenden. ‚Muss nicht sein‘ ist eine neue Welt für mich. Nach dem ersten Meeting, an dem Verteter*innen der Verwaltung, Sprecher*innen der Innenstadt und die Poser Mannheim dabei waren, dachte ich ‚Wow, das wird eine Herausforderung!‘
MUSS NICHT SEIN – gab es Interessen-Konflikte?
Arthur Bauer: Der Konflikt war am Anfang in den ersten Gesprächen zu spüren. Am Tisch bei FutuRaum entstand jedoch in jeder Session mehr eine Stimmung, wo alle spürten, es kann etwas Gutes entstehen. Wir haben über mögliche Motive gesprochen und Locations. Wir haben zum Beispiel festgelegt, dass reale Szenen vorkommen müssen, und wirklich drastisch gezeigt wird, welche negativen Folgen für andere die Rücksichtslosigkeit der Poser hat. Für mich war auch erstaunlich, wie differenziert die Poser-Szene zu betrachten ist. Wir haben schließlich herausgearbeitet, dass wir Episoden aufnehmen, die die Huper, die Tuner, die Raser, die aggressiven Poser zeigen. Wir wollten von Anfang an für die Anliegen der Bewohner*innen in der Innenstadt werben und damit auch die Poserszene erreichen. Dafür war es wichtig, dass zwei Vertreter der Poser Mannheim von Anfang am Konzept beteiligt waren, die Reichweite und Einfluss in die Szene haben. Die stehen übrigens voll hinter der Kampagne.
MUSS NICHT SEIN – die Schauspieler*innen sind Betroffene?
Arthur Bauer: Die Episoden, die wir auch einzeln auf Social Media Kanälen zeigen, handeln von Betroffenen: ein weinendes Baby, das wegen des Lärms keinen Schlaf findet; eine Servicefrau, die in der Fressgasse vor lauter Schreck wegen eines hupenden Autos ein Glas umwirft; eine Familie, die sich nicht unterhalten kann, weil die laute Musik bei geöffneten Autofenstern die Wohnung zum Beben bringt; Fußgänger, die gerade noch so einem Raser ausweichen können; am Schluss haben wir am Hafen Mannheim auf dem Platz vor dem Speicher 7 eine Abschleppszene gedreht. Da bleibt etwas offen, ob die Verhaltensweisen vieler Poser nicht dazu führen, dass sie Feindbilder werden und deshalb auch an Orten abgeschleppt werden, wo sie vielleicht nicht stören.
MUSS NICHT SEIN – überzeugend rübergebracht?
Die Darstellenden sind Menschen, die ein Anliegen haben. Das spürt man den Szenen an. Das war auch der Grund, warum die 20 Laien-Schauspieler*innen von Anfang an und bis zum Schluss geduldig, mit Überzeugungskraft und vor allem mit dem Herzen dabei waren. Sie waren alle super. Übrigens fand ich auch toll, wie kooperativ die Vertretenden bei der Stadt Mannheim waren wie beispielsweise die Polizei oder die Eigentümer der Gastro, überhaupt die Menschen, an den Locations, wo wir gedreht haben. Die Organisation für solche Drehs ist ja enorm.
Meriem Lebdiri, die Produktionsleiterin und für mich der kluge Kopf hinter der Kampagne, war auch bei den ganz praktischen Details, die es zu bedenken galt, eine ungeheure Unterstützung. So konnte ich mich auf die Drehs konzentrieren. Der Kameramann Donni Schoenemond ist ein Mensch, den ich als ungeheuer feinfühlig erlebt habe. Dies alles sieht man den Sequenzen an.
Letztlich muss jetzt nach der Premiere natürlich das Publikum bewerten, ob es die Bilder eindrucksvoll findet.
Wenn die Botschaften die Poserszene erreichen und dort wirken, ist das Ziel erreicht.