Die Internationale Malschule von Christine Behrens ist ein Ort, an dem Jugendliche ihre Talente entfalten. Freitags ist das Haus von Christine Behrens voll. Es kommen zirka 15 Jugendliche, die sich zum Malen treffen. Die ehemalige Lehrerin gibt ihnen jedoch wesentlich mehr als nur Anleitung zum künstlerischen Schaffen. Sie unterstützt – so bestätigen es alle – ihre Entwicklung: beruflich, persönlich, in Krisenzeiten und bei Erfolgen. Die Malschule gibt es seit 20 Jahren und ist ein Beispiel für gesellschaftliches Engagement im besten Sinn. Ab dem verkaufsoffenen Sonntag, ab 6. Oktober, werden einige der neueren Bilder der Internationalen Malschule bei Optik Matt, Q 2,24, in der Fressgasse zu sehen sein. Nicht zum ersten Mal hängen dann Bilder der Malschule in Geschäften der Innenstadt.
Vor zwanzig Jahren hat Behrens mit ihrer Malschule im Gemeinschaftszentrum Jungbusch begonnen, als Teil des Integrationsangebots der Arbeiterwohlfahrt. In der Corona-Zeit verlagerte sie die Treffen zu sich nach Hause und setzt die Malschule nun privat fort. Dort am Tisch, wo die Bilder entstehen, ist vor allem freitags, wenn sich alle treffen, kein Thema Tabu. Es wird über das gesprochen, was Jugendliche bewegt. Aber auch außerhalb dieser festen Freitage hält Behrens den Kontakt zu ihrer zweiten Familie.
Die Schüler stammen unter anderem aus Syrien, aus Afghanistan, der Türkei oder Bulgarien, sie sind hier aufgewachsen oder später nach Deutschland gekommen. Es sind Studierende, Schüler und solche, die bereits im Berufsleben stehen. Ebro sagt: „Ich bin heute 28 Jahre und kam mit zehn Jahren in die Malschule. „Chrissie“, wie die Schüler*innen Christine Behrens nennen, „hat sich um uns gekümmert. Mit ihr zusammen habe ich meine erste Eins in Deutsch geschrieben“, sagt sie. Inzwischen studiert sie in Landau im Lehramt Germanistik und Politik.
Sude und Lydia, die an diesem Tag nur kurz vorbeikommen, weil der Ferienjob wartet, sehen es so: „Am Anfang war es das Malen, jetzt ist es vor allem die so schöne Community, die uns zusammenbringt.“ Christine Behrens sagt: „Ich habe nie, auch als berufstätige Lehrerin jemals schlechte Erfahrungen mit jungen Menschen gemacht.“ Vielleicht ist das so, weil sie neben den künstlerischen Fähigkeiten bei ihren Jugendlichen deren Talente erkennt, an sie glaubt und diese fördert. Yahya macht freitags häufig für alle Pizza. Mario ist der Computerexperte und studiert Volkswirtschaftslehre.
Er kam wie die meisten über eine Empfehlung zur Internationalen Malschule. Eine Lehrerin der Marie-Curie-Schule gab ihm den Tipp, weil sie bemerkte, dass er öfters an den Rändern seiner Schulhefte Skizzen zeichnete. Mario malt eher grafisch und liebt Architektur. Alisa malt Gesichter und Menschen. Die Malschülerin Sirin studiert inzwischen an einer Kunstschule und hatte schon eine eigene Ausstellung. Yazdan, der schon eine kleine Tochter hat, ist auch regelmäßig dabei. Sarah, Diana, Ahmet, Sven, Norina, Ezgi, Zena, Yasen, Elisabetta, Nazanin und Jessy gehören ebenfalls zur festen Gruppe.
Christine Behrens arbeitet auch als Deutschlehrerin für arabische Frauen, kümmert sich um die Ihren und hat ihnen in ihrem Leben und in ihrem Herzen einen großen Platz eingeräumt. Seit das Richard-Böttcher-Heim renoviert ist, hängen dort 24 Bilder der Internationalen Malschule, hoch gelobt von Bewohner*innen und Besucher*innen. Die Leiterin Sabine Seider möchte im Herbst eine Malaktion mit Christine Behrens, den alten Menschen und der Malschule anbieten.
Weitere Bilder hängen dauerhaft in Innenstadtgeschäften, dem Fotogeschäft Expressfotolabor von Narmin Shahriar und bei Ulrike Dyckerhoff in der Kurfürsten-Passage. Denn – auch wenn der Spaß am Malen überwiegt – sind Ausstellungen eine schöne zusätzliche Anerkennung.