Jugendliche wollen ihren eigenen FutuRaum

FutuRaum hat die Aufgabe, in den Stadtteilen Ideen für die Weiterentwicklung der Stadtteilzentren mit den Menschen und Interessengruppen vor Ort zu erarbeiten. Im Fokus steht Rheinau-Mitte, wie auch in Teilen die Stadtteile Schönau und Vogelstang.

Mitarbeitenden der The Hackathon Company (Danilson Carvalho Dala und Dahnah Rudeloff) sind seit einigen Wochen unterwegs auf Wochenmärkten, Flohmärkten und führen persönliche Interviews mit wichtigen Interessensgruppen. Sie sprechen auch mit Jugendlichen, um etwas über deren Blick auf ihren Stadtteil zu erfahren. „Jugendliche und ihre Meinung über ihr Lebensumfeld und deren Qualität sind für uns eine wichtige Zielgruppe; denn sie sollen sich an ihren Orten in Mannheim auch künftig angenommen und zuhause fühlen“, sagt Petar Drakul, Innenstadtbeauftragter und Leiter von FutuRaum. FutuRaum ist ein vom Bund gefördertes Projekt, das neben der Innenstadt auch die Stadtteil-Transformation in den genannten Mannheimer Stadtteilen beinhaltet.

Ideen für die Weiterentwicklung der Stadtteilzentren sammeln

In den Stadtteilen unterwegs: Danilson Carvalho Dala und Dahnah Rudeloff

Weil Jugendliche anders auf ihren Stadtteil schauen als Erwachsene wurden die Fragen der qualitativen Interviews dementsprechend angepasst. Fragen sind beispielsweise: Wenn ihr Chef von Rheinau/Schönau/Vogelstang wärt, was würdet ihr ändern? Gefällt euch euer Stadtteil, was sind Probleme, wie stellt ihr euch den Stadtteil in fünf Jahren vor?

Eine der ersten Begegnungen mit Jugendlichen fand im Nachbarschaftshaus auf der Rheinau mit einer Gruppe 15jähriger Jugendlicher statt. Diese zeigten sich zunächst zurückhaltend. „Dennoch sind nach kurzer Zeit gute Gespräche mit richtig vielen wertvollen Anregungen entstanden“, berichtet The Hackathon Company-Mitarbeiterin Dahnah Rudeloff.

Judith Huber, Sachgebietsleitung kommunale Jugendarbeit Bezirk Mannheim Süd und Leiterin des Nachbarschaftshauses, half dabei, die Türen zu öffnen. Der Wunsch dort war, einen Ort zu haben, wo sich Jugendliche treffen und austoben können, wenn das Nachbarschaftshaus abends schließt. Ihren Stadtteil finden die Jugendlichen super, wünschen sich jedoch noch mehr Angebote und Orte für Zusammenkünfte. Sie sehen Chancen ältere und jüngere zusammenzubringen: „Es wäre eigentlich cool, wenn es öfter Angebote für Kinder auf dem Markplatz geben könnte, um mit älteren Rheinauern in Kontakt zu kommen“, so eine Mehrheitsmeinung. Oder ein „Nachbarschaftshaus für Senioren, in dem sie sich erstmal einleben und dann mit dem Jugendhaus zusammenkommen.“

Relaisstraße in Rheinau

Zudem sehen sie Chancen, wenn es mehr und bessere Sportangebote gäbe. „Sport ist etwas, das einen davon abhalten kann, schlechte Dinge zu tun, daher würde ich ein Sportangebot machen. Gym wäre sehr krass. Ist wirklich so, Sport kann vieles verändern“, war eine klare Ansage der Jugendlichen. Außerdem machen Graffitis einen Teil ihrer Identität aus „Viele Sprays sind Zeichen und Erinnerungen. Es sollte erlaubt sein, dass Kinder und Jugendliche in Unterführungen sprayen dürfen.“

Der Vogestangsee, ein beliebter Naherholungsort. Jugendliche meinen, es sei abends zu einsam dort.
Integrationsklasse VAB23O (Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf ohne Deutschkenntnisse) in der Justus-Liebig-Schule. In der Mitte Danilson Carvalho Dala.

Ein erster Kontakt mit Jugendlichen-Gruppen auf der Vogelstang war der in der Justus-Liebig-Schule. Dort trafen die The Hackathon Company-Mitarbeitenden Jugendliche im Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf ohne Deutschkenntnisse mit dem  Lehrer David Krischke. Die Klasse besuchen Schüler*innen aus der Türkei, aus Griechenland, Bulgarien, Syrien und Westafrika, die sich über das Gesprächsangebot sehr dankbar zeigten. „Ich wurde sehr herzlich von der Klasse empfangen und bin auf viel Neugier gestoßen“, sagt Danilson Carvalho Dala. Grundsätzlich kam auch die Befragung bei den Jugendlichen sehr gut an.
Besonders positiv wurde der Vogelstang-See bewertet. Er sei jedoch zu abgelegen und zu ruhig. Sie wünschten sich mehr Freizeitangebote für unter 18-Jährige, einen Sportplatz/Parcours-/Trainingsplatz und ein Volleyballfeld. Außerdem hätten die Jugendlichen gerne ein Café, eine Bar oder sogar eine Disco.

Im Jugendhaus Vogelstang fiel das Gespräch, bezogen auf den Stadtteil eher gedämpft aus. Außer dem Jugendtreff gebe es keine Freizeitangebote. Zudem sagten die befragten Mädchen, dass sie sich insbesondere abends sehr unsicher fühlen. „Besonders am See, weil es dort keine Beleuchtung gibt und im Zentrum.“ Außerdem äußerten sie den Wunsch nach „mehr Läden und Orten, an denen sie drinnen sitzen können“. Ein Junge ergänzte „Es gibt zu wenig Spielplätze, es braucht mehr und bessere. Manche Bereiche müssten saniert und aufgefrischt werde, damit es besucherfreundlicher wird.“ Sie sind sich einig: Mehr Angebote würden die Jugend motivieren, um im Stadtteil zu bleiben oder wiederzukommen.

Im Jugendhaus Vogelstang: Von links Karan Sowdri, Dahnah Rudeloff (beide The Hackathon Company), Tina Menzl, Sachgebiets- und Bezirksleitung für das Jugendhaus auf der Vogelstang und Frieder Franz (Sozialpädagoge). 

Eine Schlussfolgerung der Gespräche und Befragungen ist bereits jetzt deutlich: Angebote für Jugendliche sind eher rar und müssen deshalb dringend erhalten, unterstützt oder ausgebaut werden. Die Jugendhäuser sind wichtige Anlaufstellen, die von den Jugendlichen als äußert positiv aufgenommen und dankend angenommen werden.