Verein City-Net: „Mit dem Geschick der Stadt verbunden“

Wer mit Andreas Hilgenstock, dem Sprecher und Ersten Vorsitzenden von City-Net e.V. spricht, spürt schnell: Es steckt mehr als nur eine Vision hinter dem Verein. Das Eigentümernetzwerk mit dem vollständigen Namen „City-Net-Eigentümer-Netzwerk Innenstadt Mannheim e.V.“ wurde am 11. Dezember 2023 gegründet und hat inzwischen 23 Mitglieder. Das erklärte Profil der Mitgliedschaft ist, Eigentümer mindestens einer Immobilie in der Innenstadt zu sein, und – noch wichtiger – ein glaubhaftes Interesse an der Stadt mitzubringen.

Hilgenstock in seinem Büro. Foto: privat
HIlgenstock, (in beiden Fotos jeweils rechts) mischt mit und ist aktiv bei den Treffen dabei, wo es um die Zukunft der Stadt geht. Oben bei der City Factory Quadrate. Foto unten: bei der Auftaktveranstaltung 2025 mit Oberbürgermeister Christian Specht.

Für Hilgenstock gibt es dabei eine einfache Gleichung: „Der Wert unserer Immobilie hängt mit dem Geschick des Handelszentrums Mannheim direkt zusammen. Eigentümer denken deshalb nachhaltig, im Sinn der nachfolgenden Generationen und einem städtischen Umfeld, das Bestand hat.“

Rolle als Einkaufszentrum verteidigen
Momentan leidet unsere Stadt“, sagt er,  „unter der schlechten Erreichbarkeit durch die Sanierung der Rheinbrücken, unter den zunehmenden Leerständen und dem Verlust der Einkaufsvielfalt.“ Die Rolle als Oberzentrum der Region seit zwar gesetzt, sie müsse aber immer wieder verteidigt werden. Über 50 Prozent der Besucher kommen aus dem Umland.

Ob nun bei den FutuRaum-Runden, bei der IHK oder in der Politik sprechen City-Net-Eigentümer deshalb mit, weil sie sich als Fürsprecher einer  attraktiven Innenstadt sehen, die Engagement und Respekt, frische Ideen, vor allem aber Aufgeschlossenheit und Mut verdiene. „City-Net-Mitglieder sind Typen, die vor ihrer Immobilie auch ‘mal selbst den Besen in die Hand nehmen und fegen oder ihre Fassaden begrünen,“ so beschreibt Hilgenstock den Verein.

Einzigartigkeit herausarbeiten

Es ist nicht seine Welt zu klagen. Drum führt er auch ohne großes Nachdenken all das ins Feld, was Mannheim weit über die Grenzen der Stadt hinaus zu bieten hat. Nationaltheater, Kunsthalle, Rosengarten, Reiß-Engelhorn-Museum, die Top-Universität, die Popakademie offerieren Kultur vom Besten. Die Lage an zwei Flüssen und gut erreichbare Einkaufsangebote ergeben Chancen für Stadtgestaltung. Mannheim eröffne sympathische Fenster in vielfältige Kulturen und locke täglich viele Menschen von überall her an. Viele Einrichtungen bekämen seit Jahren Bestnoten. „Jeden Tag kommen mehr Menschen nach Mannheim, die in unserer Stadt leben und arbeiten wollen. Manchmal sollten wir uns das wieder bewusst machen. Wir müssen und besser verkaufen und die Einzigartigkeit der Stadt besser herausarbeiten“, findet Hilgenstock.

Stolz auf die Stadt

Der Stolz auf die Stadt paart sich mit dem, was City-Net e.V. mit verändern will: zum Beispiel die bessere Anbindung der Stadt. Der Durchgangsverkehr soll zurückgedrängt, dafür direkte Wege in die Parkhäuser geschaffen werden. Die Menschen, seien sie mit dem Auto, dem Rad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV gleichberechtigt unterwegs, müssen sich abseits von Lärm und Abgasen gerne in Mannheim aufhalten können.
Deshalb ist ein Gratisangebot des ÖPNV (Öffentlicher Personen Nahverkehr) für den Kern der Innenstadt eine der Forderungen, die City-Net e.V. in seiner sehr konkreten Charta festgeschrieben hat.
Aufenthaltsqualität, die mit grünen Orten, mit Kulturangeboten und liebenswerten Plätzen punktet, eine andere. „Wir brauchen ein Konzept für die Innenstadt, wie Plätze genutzt werden, eines das Stadterleben stimmig anbietet. Denkbar wäre zum Beispiel auch ein Ort für Demokratie. Bespielt etwa auf einer Bühne, auf der Experten regelmäßig  miteinander öffentlich diskutieren über Themen wie Würde, Freiheit, Minderheitenschutz, Gleichberechtigung, Integration und viele mehr.
City-Net e.V. hat zudem ein wachsames Auge auf Leerstände und den Charakter der bestehenden Immobilien. Der Verein unterstützt auch Wohnraum in der City und die Ansiedelung neuer Arbeitswelten.

Die Breite Straße, festgehalten von Fotograf Andreas Henn. Hilgenstock wünscht sich, dass die Einkaufsstraße „integrativer Bestandteil unseres Quadrate-Zentrums“ wird.
Besonderer Blick auf das ehemalige Declathon-Gebäude in der Breiten Straße

Konzepte für die Stadt entwerfen

„Wir werden gehört und ernstgenommen“, freut sich Hilgenstock. Dafür nimmt er auch Kritiker in Kauf. Wie jüngst bei der Position zu einer zusätzlichen Rheinquerung bei Altrip, die er für „Zeitverschwendung“ hält. Viel dringender sei es sich mit ganzer Energie für die Sanierung der bestehenden Rheinbrücken einzusetzen.

Sicherheitsgefühl und Sauberkeit stehen auch in der Charta, überhaupt die Infrastruktur und die Aufenthaltsqualität der Stadt, und vieles geht nur gemeinsam, weiß auch Hilgenstock, der froh ist, dass inzwischen Penelope Wasylyk von der Wirtschaftsförderung als direkte Ansprechpartnerin City-Net e.V. mit unterstützt. „Ich will mehr Erlebniswochenenden , weil ich überzeugt bin, wir müssen Menschen über attraktive Angebote, die mehr als nur Verkaufsangebote sind, in die Stadt holen, zeigen was in der Stadt steck.“

Und immer wieder kommt er auf das von City-Net e.V. geforderte Konzept zurück, das die Stadt als Gesamtheit berücksichtigt. „Schön wäre es, wenn wir es schaffen, der derzeitigen „Demarkationslinie Breite Straße“ ein anderes Gesicht zu geben, als integrativer Bestandteil unseres Quadrate-Zentrums.“
Ein Traum oder eine Vision? Hilgenstock ist eher Optimist. „In der divers geprägten Stadt Mannheim ist es eine große Chance, soziale Integration sichtbar und erlebbar werden zu lassen. Nutzen wir sie!“