Dranbleiben am Stadtgeschehen – Frauen bringen ihre Sicht und Frauenpower ein

Sie verbindet eines: Sie lieben Mannheim. Die Idee, Frauen einen eigenen Raum zu geben, hat sich ausgezahlt. Denn der Begleitkreis Frauen brachte bei vielen FutuRaum-Themen die etwas andere Perspektive ins Spiel. Die dritte Runde war im Mai, organisiert von FutuRaum-Mitarbeiterin Meriem Lebdiri, moderiert von Lydia Kyas. Die Ergebnisse fließen in die erarbeiteten Themen der City Factory Quadrate ein – als kleinere Kurskorrekturen und frische Impulse, aus der Perspektive der Frauen. In der kleinen Runde waren viele Nationalitäten vertreten – ein guter Querschnitt der Communities, die zwischen Marktplatz, Unterstadt und Breiter Straße, dem jetzigen FutuRaum-Fokus, das Stadtgeschehen prägen.

Diskussionen im Begleitkreis: Fotos Andreas Henn

In den Runden im Büro von FutuRaum verflog in den drei Sessions jedes Mal die Zeit; denn alle Teilnehmerinnen sind Frauen, die Vieles auch geschäftlich geschafft haben. Sie stehen mit beiden Beinen im Leben und halten auch mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Das war gleich in der ersten Runde im Februar spürbar. „Es war gut, eine eigene Frauenrunde zu gründen und einzuladen; denn es ist gelungen, den Automatismus zu unterbrechen, dass eher die Männer das Wort ergreifen, wenn gemischte Runden diskutieren“, sagt Meriem Lebdiri.

Feine Nuancen aus der Frauenperspektive

Schließlich zeigten es am Ende auch die Ergebnisse der Aussagen und Vorschläge: Es gibt kleine, aber feine Nuancen in der Betrachtung der Themen – und die sind wichtig. Lydia Kyas war begeistert, „wie viele genaue Vorstellungen die Frauen einbrachten.“ Vor allem, weil auch viele Beobachtungen aus Beispielen anderer Städte eingeflossen seien, die weder teuer noch sonderlich aufwändig seien.

Betrachtet man die Flipchart-Ergebnisse, ist es auch im Begleitkreis auffallend, dass Sicherheit und die Ausleuchtung der Plätze oberste Anliegen sind. Das Schlagwort „Aufenthaltsqualität“ enthielt darum auch die Forderung, die Sicherheit und Beleuchtung insbesondere an dunklen Orten dringend zu verbessern – durch stärkere Präsenz, aber auch durch bessere Infrastruktur. Der Runde fehlen insgesamt konsumfreie Aufenthalts- und Begegnungsorte für Frauen, aber auch für Familien in der Innenstadt. Sitzgruppen und Zonen, wo sich Menschen geschützt vor Regen oder Sonne aufhalten können, kamen ebenso zur Sprache wie grüne Inseln und beschattete Ruhezonen.

Kritische Betrachtung eines Zielbilds.
Fotos: Andreas Henn

Tote Flächen kreativ nutzen

Für Spiel und Spaß, wenn Familien in der Innenstadt flanieren, könnten beispielsweise ein kostenloser Spieleverleih, einzelne Spielgeräte wie Federwipper oder gewölbte Spiegel als Lichtakzente für Unterhaltung sorgen, so die Vorschläge. Graue Schaltkästen oder Bauzäune könnten mit Graffitikunst verschönert werden. Insgesamt sollten tote Flächen kreativ genutzt werden, wünschen sich die Frauen. Eine Überlegung war dabei, dazu passende Sponsorenprogramme aufzulegen – etwa in Form von Patenschaften für Plätze oder Objekte.

Und natürlich beschäftigen die Frauen – unter ihnen viele Geschäftsfrauen – ähnliche Themen, wie sie auch in der City Factory Quadrate adressiert wurden: vor allem die Stärkung des inhabergeführten Einzelhandels. Ausführlich zur Sprache kam dabei das optische Erscheinungsbild, zu dem auch lieblose Schaufenster bei leerstehenden Gebäuden gehörten. Hier brauche es dringend Ideen, wie durch Gestaltung wieder Atmosphäre und Anziehungskraft entstehen könne.

Wie auch in den anderen Runden bei FutuRaum stand der Marktplatz auch im Begleitkreis Frauen im Vordergrund. Der Platz brauche Aufenthaltsmöglichkeiten, Beschattung und ein breiteres Angebot nicht nur an Markttagen. Große Bäume, ein Picknicktisch oder ein Weinstand, der dort Gruppen zum Verweilen auch abseits des Wochenmarkts einlädt, waren Ideen, die sich denen der City Factory Quadrate sehr ähneln. Öffentliche Räume, so die Meinung der Gruppe, sollten – wie der Begriff schon sagt – keine Barrieren bilden, sondern wirklich offen sein: für Jung und Alt, für Familien, für Frauen – für alle.

Ein er der ersten Runden des Begleitkreis. Fotos: FutuRaum

Besondere Aktionen wie Kochevents oder Modenschauen könnten den Marktplatz mehr zum Anziehungspunkt für viele verschiedene Gruppen machen und Einladungsflair verbreiten. Schließlich kamen auch Einkaufsanreize durch Sonderaktionen zur Sprache – als Impulse, den Handel neu zu beleben und das Einkaufserlebnis menschlicher zu machen.

Intensive Arbeit an den Themen: Fotos Andreas Henn.

Zum Schluss blieb es nicht nur bei den Vorschlägen. Es meldeten sich Frauen, die sich bereit erklärten, an verschiedenen Aktionen aktiv teilzunehmen und weiterzumachen. Damit das Netzwerk auch nach FutuRaum bestehen bleibt, trifft sich die Runde demnächst zur weiteren Besprechung im Per che no.

Mehr: Im Porträt Lydia Kyas, Fouzia Hammoud, Isabell Defiebre, Benita Calandi