Dem Handel und der Gastronomie Stimme und Gewicht geben

Lutz Pauels ist keiner, der laut auftritt. Es ist eine Eigenschaft, die dem gebürtigen Mannheimer in seiner Stadt immer Türen geöffnet hat. Es ist ihm gelungen, in manchen hitzköpfigen Diskussionen cool zu bleiben. Seit 27. September 2002 ist er der Erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft Mannheim City e.V., einem Verein, der am 28. März 1953 von Einzelhandels-Pionieren, dem Kürschner Paul Marius Kunze (1. Vorsitzender) und dem Einzelhändler Karl Richard Katten (Stellvertreter) gegründet wurde. Sie formierten sich nach dem Krieg zu einer Interessenvertretung des Einzelhandels in der Innenstadt, mit dem Ziel das Oberzentrum Mannheim neu zu beleben und zu bewerben. Vieles hat sich gewandelt. Der Verein ist heute anders als damals nicht nur Marketing-Instrument, sondern eine politische Interessenvertretung. Es geht,  damals wie heute, um die Stärkung des Handels, die Verteidigung Mannheim als Oberzentrum, um erfolgreiches Geschäft.

Lutz Pauels. Foto Quelle © KURPFALZerleben / Christian Segner

Partikularinteressen ausbalancieren

„Partikularinteressen ausbalancieren und für die Werbegemeinschaft den Rahmen für erfolgreiches Wirtschaften mitzugestalten, das sind die Hauptaufgaben“, sagt Pauels. Pauels  war mit der Besetzung des Vorstands immer zufrieden. Er stieg 2002 mit Doris Horwedel (Stellvertreterin) vom Mannheimer Morgen ein. 2011 folgte als Stellvertreter der Buchhändler Dieter Heinle, 2019 Hendrik Hoffmann.
Gleichwohl sei die Vereinsarbeit nicht immer einfach gewesen, vor allem in Zeiten von Corona und der Phase des Verkehrsversuchs, wo die Einzelhändler um die Erreichbarkeit der Stadt fürchteten. Den Unmut in der Fressgasse habe er gut verstanden.
Die Situation hat sich jedoch verändert, „wir sollten nach vorne schauen, weil es viele gute Entwicklungen gibt.“

Eine ist die stark gewordene hochwertige Gastronomie in der Innenstadt. Die sieht Pauels positiv, auch wenn es auch hier darum gehe, Fluktuation zu vermeiden und die Balance zwischen Gastro und Einzelhandel zu halten. „Denn neben der guten Erreichbarkeit, ist die Präsenz vor allem inhabergeführter Geschäfte, der gute Branchenmix in der Innenstadt ganz wesentlich für die Attraktivität des Einzelhandels“, sagt Pauels. Genau diese Rahmenbedingungen adressiert der Verein unermüdlich an Stadtverwaltung und Interessenverbände wie IHK und Politik. Dem Diplom-Psychologen und Diplomverwaltungswirt mit jeder Menge Praxiserfahrung bei der Stadtverwaltung, später als Selbständiger und in Funktionen bei Verbänden, kommt der fachliche Hintergrund ebenso zugute wie die gute Vernetzung mit den wichtigen Playern der Stadt.

Lutz Pauels. Foto Andreas Henn.
Rechts im Bild beim Start der City Factory Quadrate mit Mario Klein und Manfred Schnabel (IHK), Oberbürgermeister Christian Specht und FutuRaum-Leiter Petar Drakul.

Viele Talente gefragt

Wenn er über den 225 Mitglieder starken Verein spricht, beschreibt er vornehmlich Geschäftsleute im Handel oder der Gastronomie, die ihren Mann oder ihre Frau stehen, die kreativ sind, ihr Geschäft verstehen bis hin zur professionellen Werbung. Das macht den Erfolg aus. Was man mitbringen muss? „Auf jeden Fall die Fähigkeit, im Handel zweigleisig zu agieren, online und vor Ort. Für Handel und Gastro sieht er die wirtschaftliche Basis sowie Ausdauer und Durchhaltvermögen als wesentlich an. „Ein Geschäft oder Restaurant zu führen erfordert viele Talente“, sagt Pauels.

Nach seiner Zeit bei der Stadtverwaltung und einer Ausbildung zum Diplomverwaltungswirt studierte er von 1970 bis 1975 Psychologie. Danach ging er als Selbständiger in die Personalberatung und -entwicklung. „Psychologie, dahinter steckte mein Interesse daran, was Menschen bewegt und treibt“, so Pauels. Das Wissen habe er immer gut gebrauchen können. Kooperationen, ob innerhalb von Vereinen oder mit Fachleuten, mit Experten und Meinungsbildnern erlebt Pauels immer noch als „fordernd und gesprächsintensiv“. Praxiserfahrung hat er dabei nicht nur als langjähriger Vorstand des damaligen  MERC und als Präsident des Eislaufsportverbands gesammelt.

Die Innenstadt ist vertrautes Terrain

Pauels wird häufiger bei Rundgängen in der Innenstadt gesichtet, ein Terrain, das er in- und auswendig kennt. Er kennt die Geschichten, die Menschen; die Gründe, warum Einzelhändler oder Gastronomen aufgeben und wo Neue eine gute Chance nutzen. Gemeinsam mit dem Vorstand setzt er Akzente, die in der Werbegemeinschaft breite Akzeptanz finden. Mit dem Vorstand, der am 2. April 2025 im Amt bestätigt wurde, ist aus seiner Sicht nach wie vor die richtige Mischung an Branchenvertretenden und auch verschiedenen Charakteren vertreten. Der Zweite Vorsitzender Hendrik Hoffmann; Kassenprüfer Andreas Klingel; die Beisitzer Martina Braun und Claudio Troncone; der Schatzmeister Manfred Biebel.
„Wir werden bei wesentlichen Entscheidungen, die für die Innenstadt relevant sind, gefragt“, ist Pauels froh, dass die Zusammenarbeit mit dem Rathaus und allen Verbänden gut funktioniert. Die Werbegemeinschaft ist im Bilde, wenn beispielsweise größere Sperrungen anstehen, die die Anrainer betreffen. Sie organisiert auch in diesem Jahr wieder verkaufsoffene Sonntage, den „Französischen Markt“ und die Veranstaltung „Wein & Genuss“ sowie „Mannheim im Weihnachtszauber“. Zudem seien in diesem Jahr noch kleinere Kultur-Highlights in besonderen Ecken der Stadt geplant.

IHK Ehrung Lutz Pauels. Von links: Mario Klein, IHK-Geschäftsbereichsleiter Verkehr, Handel und Stadtentwicklung; Lutz Pauels, Werbegemeinschaft-Mannheim e.V.; Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar; Dr. Axel Nitschke, IHK Hauptgeschäftsführer. Foto: Thomas Tröster.

Pauels ist beim Projekt FutuRaum aktiv dabei, „weil dort ähnliche Themen aufs Tableau kommen, wie sie auch in der Werbegemeinschaft adressiert werden, und es viel um die Geschicke von Einzelhandel und Gastronomie geht.“
Zum Beirat der Werbegemeinschaft mit der Vorsitzenden Christine Igel, der Geschäftsführerin der Veranstaltungen-Tourismus-Marketing: Mannheim erleben GmbH (VTM),  gebe es ebenfalls kurze Wege und schnelle Absprachen.

Die Vorstandsarbeit der Werbegemeinschaft ist ehrenamtlich, „das Amt ist mindestens ein Halbtagesjob und eines, welches viel Zeit auch an Wochenenden frisst“, weiß Pauels. Deshalb sei es schwierig, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Bis 2026  – hofft er – ist ein Nachfolger gefunden, ein jüngerer. „Es ist kein Amt, das ich unendlich weiterbekleiden möchte, alles hat seine Zeit“, sagt der 78 jährige, der dann auf die nächste Generation setzt.