Wie bleiben Innenstädte und Zentren zukunftsfähig, wie können Räume genutzt werden, wo muss gegengesteuert werden, wie nehmen Städte ihre Menschen mit? Ähnlich wie Mannheim beteiligt sich auch Wuppertal am Bundes-Förderprogramm Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren (ZIZ). Eine Gruppe der Stadtverwaltung Wuppertal besuchte von Freitag auf Samstag auf Einladung des Fachbereichs Demokratie und Strategie, vertreten durch Claudia Möller die Mannheimer Innenstadt. Vergleiche sind möglich und doch ist jede Stadt anders. „Mannheim ist die spannendste Stadt in Baden-Württemberg, weil hier echtes Leben ist und nicht nur Hochglanz“, mit diesem Eindruck verabschiedete sich die Gruppe der Stadtverwaltung Wuppertal am Marktplatz von Petar Drakul. Er führte am Samstagvormittag die Wuppertaler durch die Innenstadt: Gute Anschauungsbeispiele für die Themen der pulsierenden Stadt, mit ihren Licht- und Schattenseiten.


Ortsfremde – so wird immer wieder deutlich – bewerten die Stadt häufig meist milder als Einheimische. So lobten die Wuppertaler nicht nur die „klare Struktur der Quadrate“ und das, gemessen an der Einwohnerzahl, recht „großstädtisch anmutende Flair“. Beim Gang durch die Fressgasse wurden auch die frisch gesetzten anthrazifarbenen Blumentröge bewundert, die einen einheitlichen und geschmackvollen Eindruck vermitteln. Überhaupt ging es beim Rundgang viel darum, wo der gute Geschmack aufhört und wo eine Verwaltung eingreifen sollte.
Lob freut Petar Drakul. Er höre es eher selten. Der Innenstadtbeauftragte und Leiter von FutuRaum sagte, er sei naturgemäß eher mit vielen kritischen Stimmen und Forderungen an die Stadt konfrontiert. Und manchmal – erläuterte er an einer Fassade in Q5 – wäre auch Selbstkritik wünschenswert. Die Fassade ist völlig mit Werbung überladen, noch dazu werben einige Schriftzüge für Geschäfte, die gar nicht mehr da sind. Themen der Außengestaltung gehen Hand in Hand mit dem Umgang mit Müll, überhaupt der Optik, die wiederum das Sicherheitsgefühl präge, so Drakul. Die Visitenkarten der Stadt – so erläuterte er – seien auch immer wieder Themen der City Factory und der am FutuRaum-Prozess beteiligten Bürger*innen, Einzelhändler*innen und der Verwaltung.






Zu Beginn der Innenstadt-Tour traf sich die Gruppe im Büro von FutuRaum. Drakul durchstreifte in aller Kürze die Entwicklung des FutuRaum-Projekts und betonte, wie wesentlich es für den Erfolg sei, die Menschen von Beginn an mitzunehmen. Das sei eine wichtige Aufgabe in einer Demokratie und die einzige Chance, dass nachhaltig Veränderungen akzeptiert würden. Die Wuppertaler wollten im Anschluss so einiges wissen. Zum Beispiel, ob es Ermüdungserscheinungen bei den Beteiligten gebe. Dies bejahte Drakul. Besonders die Umsetzungsgeschwindigkeit frustrierten die beteiligten Gruppen. Die Gruppe fragte weiter nach der Einbindung von Politik und Verwaltung. Drakul schilderte auch hier, wie wichtig Dialog, Gespräche, Zwischenstands-Informationen und generell die Kommunikation seien. Für die erste Phase von FutuRaum (2024) habe es sehr viel Unterstützung in den verschiedenen Interessengruppen, aber auch von der Politik gegeben. Dies hoffe er auch für die nächste Gemeinderatsentscheidung. Die Vorlage ist für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant.



Gruppen zusammenbringen, die vorher nicht miteinander gesprochen haben, Gegner zu Partnern machen und Menschen aktivieren, das „ist die besondere Qualität bei FutuRaum“, so Drakul. Netzwerke und persönliche Gespräche erlebten die Wuppertaler dann live beim Gang durch die Fressgasse. Dort gab es einen kurzen Zwischenstopp mit dem Juwelier und City Factory-Mitglied Claudio Troncone, der über die Anfänge der Fressgassengestaltung berichtete. Kurz vor dem Marktplatz traf die Gruppe noch Wolfgang Ockert, vom Bürgerverein Östliche Innenstadt. Er schilderte Vor- und Nachteile der von der türkischen Community dominierten Welt rund um den Marktplatz. Dort sei Kaufkraft entstanden, die der Stadt Mannheim als Gewerbesteuer zugutekomme; aber leider auch eine Monokultur, die andere Bevölkerungsgruppen vom Marktplatz außerhalb der Markttage von diesem Platz fernhalte. „Hier wünschen wir uns mehr Balance“, so Ockert.
Zu guter Letzt verabschiedeten sich die Wuppertaler am Marktplatz mit einem guten Eindruck von Mannheim. Der sonnige Markttag und die gut gelaunten Standgäste unterstrichen diesen Eindruck nochmal.
Mehr infos zum ZIZ-Projekt in Wuppertal unter ZIZ – Projekte – Wuppertal, Nordrhein-Westfalen