Zum Wochenanfang hieß es für viele Kunst- und Kreativschaffende im KLUB HAURUCK in N1 Bilder abhängen, Skulpturen und gegenständliche Werke abbauen und Abschied nehmen. „Schade, dass es vorbei ist“, das sagen die Künstler*innen und auch Valentin von der Haar, der als Teil vom Studio over and odd mit Simon Marcio Bretz und Anne Lamprecht im Auftrag von FutuRaum die kreative Zwischennutzung in N1 ins Leben gerufen hat. Zum Abschluss gab es noch einmal Gespräche mit den Kunstschaffenden und Mitmachangebote. Die Gäste fanden‘s einfach nur „cool“, was am letzten Tag noch einmal geboten wurde.



over and odd hat die kurze Zeit von drei Monaten Zwischennutzung gut ausgeschöpft. Es gelang junge Künstlerkollektive zu gewinnen bei den wechselnden Präsentationen immer wieder aufmerksam zu machen und die verschiedenen Kulturschaffenden zusammenzubringen. So führt von der Haar aus: „Wir haben erlebt, wie eine Vielzahl von Kollektiven und Institutionen zueinander gefunden haben, sich gemeinsam präsentiert und vor allem die Besucher*innen überzeugt haben.“


Das ehemalige Gravis-Geschäft in N1, zur Zwischennutzung in einen Kulturraum verwandelt, ist architektonisch ideal. Die großen Schaufenster sorgten dafür, dass Passanten oft neugierig den Kopf in die Räume steckten. Für die Kunstschaffenden boten die Räume Freiflächen und Raum für Kreativität, die in der großzügig angelegten Umgebung ihre ganz eigene Wirkung entfalteten. Die jungen Künstler*innen und Kreativschaffenden präsentierten in den drei Monaten jedoch noch wesentlich mehr als reines Handwerk oder Ästhetik. Sie alle brachten Botschaften und Anliegen mit in den KLUB HAURUCK.


Daniel Schäfer, Jonas Hansal und Marie-Luise Pauz gaben ihren Werken den Titel „Randständig“. „Wir sehen Kunst vor allem als einen Dialog mit den Betrachter*innen und als Auseinandersetzung mit den wenig sichtbaren Seiten der Gesellschaft“, erklärt Schäfer. „Bei diesem Thema haben wir zueinandergefunden.“ Schäfer zeigte Vernarbungen, Verletzungen, die Verletzlichkeit der Menschen in seinen im Druckverfahren hergestellten Collagen. Hansal machte die längst aus der Mode gekommene Kommunikation der Antennen in Schwarz-weiß-Fotos zum Thema. Eindrucksvoll war auch die Performance, die die Künstlerin Pauz „post-migrantische punica“ nannte. Sie machte damit auf die vielen Kinder aufmerksam, die in frühen Jahren mit pappsüßen Getränken gefüttert werden und später unter ihren schlechten Zähnen zu leiden haben – eine Performance über die sozialen Folgen schlechter Ernährung.


„Faces of Mannheim“ nannte das Künstlerkollektiv „Artem“ die Arbeiten, die in der zweite Raumhälfte des KLUB HAURUCK zu sehen waren. Alle Künstler*innen schätzten auch noch am Abschiedsabend die Diskussion über das, was sie zeigen wollen. Zudem waren die Gäste eingeladen, mitzumachen, wie öfter im KLUB HAURUCK. Zum Beispiel beim Herstellen einer Schale aus alten Langspielplatten. PPABLO, einer der Künstler, die die Zwischennutzung belebten und mehrfach Gast bei Vernissagen und Musikabenden, ist ein Meister, wenn es darum geht, aus Müll etwas Neues entstehen zu lassen. Sein Werkzeug hat er stets mit im Gepäck. Seine Live-Recycling-Events finden auch an anderen Orten sehr viel Anklang.



An der T-Shirt-Druckmaschine bildeten sich phasenweise Warteschlangen. over and odd hatte mit diesem Angebot ins Schwarze getroffen. Nicht nur mit der Farbe der T-Shirts. Etliche Besucher nahmen ein mit roten, lila oder weißen Lettern bedrucktes T-Shirt mit nach Hause. Die KLUB HAURUCK-Community wird so noch ein bisschen weiterleben. Anne Lamprecht die gut beschäftigt war, die Schablonen für den T-Shirtdruck nachzuproduzieren, verbindet mit den drei Monaten Zwischennutzung „viel Arbeit“, die „sich absolut gelohnt hat“.
Am Samstag, den 30.08.25 ab 11:00 – wenn die Räume leer sind – wird es noch eine circa neunstündige partizipative Performance von Elisa Pfeifer und Christian Marc Klassen geben, die sich Erik Saties Werk „Vexations“ zum Ausgangspunkt nimmt. Und dann ist endgültig Schluss mit dem KLUB HAURUCK. Ein weiteres Beispiel für die gelungene Nutzung von Zwischenräumen im Rahmen von STARTRAUM – dem FutuRaum-Projekt zur kreativen Zwischennutzung.



Weitere Nutzer*innen in den drei Monaten mit wechselnden Künstler*innen, Kreativschaffenden und anderen waren creative._.connection, Robert Ries und Helene Endlich, der Akademie der Bildenden Künste e.V., der CREATE & CRY CLUB, das Frauenzimmernetzwerk, M O F A – Mannheims Ort für Architektur, das bloq-magazin und viele weitere Vereine und Akteur*innen, die den Ort auch für einzelne Abende mit spannenden Veranstaltungen beleben konnten.