Die Begrünung der Fressgasse war ein Herzensprojekt der City Factory, in der Einzelhändler, Bürger, engagierte Menschen der Innenstadt oder Gastronomen vertreten waren. Mehr Grün für die Einkaufsstraße, die wie viele Straßen in den Quadraten zu den heißesten im Sommer zählen, war das Thema, das in den großen und kleinen Beteiligungsrunden von FutuRaum stets auf der Tagesordnung stand. Die Bepflanzung mit Blumenkübeln, die Teilentsiegelung der Fressgasse durch Umwandlung von betonierten Flächen, auch teilweise rund um die Bäume, das sind weitere Schritte, die bis Ende November umgesetzt sind. FutuRaum fungiert als Initiator und auch Geldgeber.



Die großen Würfe – so war angesichts der Haushaltslage schnell klar – sind unrealistisch. Gelungen ist eine Umsetzung in kleinen Schritten. Im April 2025 ergriffen die Einzelhändler der Fressgasse die Initiative und entschieden sich für schmucke Blumenkübel, die sie selbst vor den Geschäften aufstellten, bepflanzten und jetzt pflegen. Sie gehören inzwischen zum gewohnten Bild der Einkaufsstraße. Die Teil-Entsiegelung der Fressgasse war ein Ziel, das jetzt bis Ende November umgesetzt ist. Die Gelder kommen aus Bundes-Fördermitteln.
Im Eingangsbereich der Fressgasse werden derzeit zwei Hochbeete sowie ein Tiefbeet angelegt. Darüber hinaus erfolgt die Umwidmung von insgesamt vier Kurzzeitparkplätzen in P5 zugunsten zusätzlicher Begrünung. Die entsiegelten Flächen mit einer Gesamtgröße von rund 80 m² werden ökologisch hochwertig mit Sträuchern (u. a. Perückenstrauch), Stauden (z. B. Herbstanemone, Lavendel, Aster) sowie einem Zürgelbaum bepflanzt. Am Eingang der Fressgasse sind die Arbeiten fast fertig. „Wir haben alle Metallarbeiten übernommen, zum Beispiel für die Blumenrabatte-Rahmen oder für die Sitzbänke“, sagt Gaetano Tabone, Polier bei Diringer & Scheidel. Sax und Klee kümmert sich um die Fundamente, die Perimeterdämmung und die Bepflasterung im Umfeld der Blumenrabatte.


In Höhe P 5 der Fressgasse sind Vater Dominico Rapisarda und Sohn Vincenzo von der Firma Rapisarda mit dem Aushub des neuen Hochbeets beschäftigt, sie werden auch einen Teil der Baumscheiben entsiegeln und das Umfeld der Bäume mit Erde ausfüllen.
Die Entsiegelung der Bäume geht einher mit Patenschaften der Einzelhändler.
Inzwischen haben sich einige gefunden: In der Fressgasse und auch in der Kunststraße sowie den Nebenstraßen. Dazu gehören Antonio Platero Weber, der bereits bei den Pflanzenkübeln einen aktiven Part hatte ebenso wie Alexander Fuessl vom Südlandhaus und andere wie Wolfgang Loos im Namen der Vetterstiftung.



Einer, der ganz neu eingestiegen ist, ist Ibrahim Ilik, der Eigentümer des Restaurants Vefa, seit 23 Jahren in Q3, 19, wie er stolz erzählt. Bereits gut sichtbar hat er entlang seines Außenbereichs zirka zweimal fünf Meter mit Eisblumen verschönert. Rund um den Baum vor dem Lokal, der bislang auf versiegeltem Grund stand. „Ich werde viel darauf angesprochen“, sagt er. Sein Motiv ist schlicht und einfach: „Etwas Schönes schaffen, was Allen Freude macht. Ich will so meinen Beitrag zum Stadtbild leisten.“ Ilik liebt die Natur – wie er selbst sagt -und ist inzwischen ein bisschen zum Kenner der geeigneten Stadtpflanzen geworden. Sein Kleingarten in Weinheim sei ein Lehrmeister, sagt er. Und wer pflegt das zweimal fünf Meter große Blumenbeet vor dem Restaurant? „Na ich, ich schaue jeden Morgen, ob alles noch in Ordnung ist.“ Da er täglich im Restaurant ist, spricht er auch schon einmal Hundebesitzer an, freundlich aber bestimmt. Denn nur so hat die grüne Fläche Bestand.



Auch entlang der Kunststraße blüht es. André Drescher hat von seiner Nachbarin, der Mitarbeiterin der Schmucklounge von den Baumpatenschaften erfahren. Karin Berg kümmert sich seit Oktober um den Ahornbaum und sein bepflanztes Umfeld. „Weil es mir Spaß macht“, wie sie sagt. Die Baumpaten zeigen Flagge für das Stadtbild und hoffen auch, dass die Menschen die Bemühungen akzeptieren. „Ich finde, wir können so mit überschaubarem Aufwand Qualität in die Stadt bringen“, sagt Drescher, der zusätzlich zu den von der Stadt gepflanzten Blumen noch einige ergänzt hat. Auch Drescher und Berg schauen jeden Tag nach dem rechten. Erfahrungsgemäß werde die Hemmschwelle, etwas zu vermüllen höher, wenn etwas schön aussieht.




„Die Bundesfinanzierung für FutuRaum geht Ende November zu Ende. Die Qualität der vielen kleinen Schritte besteht darin, dass die Einzelhändler die Quadrate als ihr Quartier ansehen. Sie richten ihren Blick über ihr eigenes Geschäft hinaus auf das Erscheinungsbild des Umfelds. Das verdient große Anerkennung“, sagt Petar Drakul, Innenstadtbeauftragter und Leiter von FutuRaum.
Denn Grün in Eigenverantwortung kann auch frustrierend sein, weil der öffentliche Raum noch viel zu oft als Müllabladefläche oder Hundetoilette genutzt wird.



Baumpatenschaften in der Stadt sind immer willkommen. Sie werden weiterhin unterstützt. Für Beratung und Fragen können sich Menschen hier informieren und beraten lassen. Baumpatenschaft | Mannheim.de