Der KLUB HAURUCK ist offiziell eröffnet. Viele Gäste genossen am Eröffnungsabend der neuen Zwischen-Raum-Adresse in N1,1 die Großzügigkeit der Räume und die künstlerische Ausstrahlung, die auch flüchtig vorbeigehenden Passanten ins Gesicht springt. Ein Raum mitten in der Stadt, ein „gläsernes Atelier“ wie es die Gruppe der Akademie der Bildenden Künste Mannheim (ABK) nennt. Sie ist einer der Mietenden, die länger bleiben. Nicolai Leipert, Künstlername PPablo, wird ein Mitmachformat anbieten. Er beschäftigt sich mit der Kunst, Müll als Recycling-Ressource zu nutzen und zu formen.
„Ich freue mich sehr, dass die Zwischenraum-Nutzung in N1 nach dem Off-Foto-Festival nun eine Fortsetzung findet. Der Ort und die Räume sind super für die Sichtbarkeit der Kunstschaffenden. Die Präsenz an so einer exponierten Stelle wertet zudem das Stadthaus auf. Die Symbiose zwischen Kultur und Stadthaus bedeutet eine Aufwertung des Gebäudes. Das ist umso schöner, weil sich mit der Zwischennutzung ein Ort im Mannheimer Zentrum in einen verwandelt, in dem sich viele Menschen begegnen und ins Gespräch kommen können.“



Ins Gespräch kommen, das fiel den Gästen leicht. Und so mancher Passant gesellte sich noch zufällig dazu, neugierig geworden, was hier geboten wird. Zweck erfüllt, könnte man sagen. Denn die Öffnung in die Stadt hinein für viele Gruppen, ist einer der Werte, die Riehle in der Zwischennutzung sieht. Er sagt: „Die Zwischenraumnutzung, mit der wir jetzt in die Verlängerung gehen, ist für die Stadt wahnsinnig wichtig. Mit den Zwischennutzungsangeboten zeigen wir wie attraktiv die Innenstadt ist. Sie stehen zudem für Offenheit und Kooperation. Schließlich bieten sie eine große Chance für die Kunstschaffenden hier zu arbeiten, sich darzustellen und mit den Menschen in Kontakt zu kommen: eine Einladung an die Mannheimer*innen, die nächsten drei Monate vorbeizuschauen. Es wird einiges geboten.“
Spannende Einsichten
Die Werke der Kunstschaffenden bieten spannende Einsichten in das, was in der bildenden Kunst möglich ist. Vor allem wandert der Betrachter nicht nur an farbenfrohen Acrylgemälden vorbei, sondern findet auch tolle Ideen. So die Bodenarbeit der Kunststudentin Annalena Winkler. Sie hat die drei Paraffin-Fundstücke einem schwarzen Natur-Stein nachgebaut und in die Imitate Fundstücke eingearbeitet. Ihr Werk nennt sie „Lump“, der englische Begriff für Klumpen. Die Neugierde, die die Kunstschaffenden bereits in den Tagen des Aufbaus erlebten, lässt hoffen, dass jetzt viel Publikum auch in den kommenden Tagen den Weg in die Räume findet. „Als wir begannen, unsere Bilder zu hängen und gemeinsam aufzubauen“, schwärmt die Organisatorin der Ausstellung Kim Behm von der ABK Mannheim, kamen bereits etliche Menschen zu uns rein.


Für den Träger des Zwischenraumnutzungsprojekt FutuRaum lobt der Innenstadtbeauftragte und Leiter von FutuRaum Petar Drakul das hartnäckige Dranbleiben am Projekt von allen Beteiligten. „Es ist jedes Mal ein Unterfangen mit vielen Fragezeichen, und dann schön zu erleben, wie etwas so Tolles entsteht.“ Valentin von der Haar von der für die Zwischennutzung beauftragten Agentur over and odd freut sich jetzt darauf, dass „die Menschen im KLUB HAURUCK vorbeischauen und diesen auch zu ihrem Raum machen können.“
Begeistert von der Atmosphäre der Räume
Die ABK Mannheim hat es mit Freude aufgenommen, als von over and odd das Angebot kam, die Räume zu nutzen. Ist sie doch gerade dringend auf der Suche nach geeigneten neuen Räumen. Der aus zirka 40 bildenden Künstler*innen bestehende Verein, dem Studierende angehören und Dozent*innen, ist nicht verwöhnt und musste häufiger im Lauf der Geschichte wieder neu einsteigen. Die zirka 20 bildenden Künstler*innen, die in N1,1 ausstellen sind begeistert vom Licht, der Großzügigkeit und der Größe der Räume.



Die gelbe Wand, noch ein Überbleibsel der vorangehenden Off-Foto-Ausstellung , haben sie genutzt, um Schwarz-Weiß-Kunstwerke zu präsentieren. An der langen Wand, auf die Passanten direkt schauen, hängen die farbigen und großflächigen Werke. Darunter auch eines der Vereins-Vorstandsfrau Kathleen Knauer, die ihr Acrylgemälde Big Blue 2010 als Diplomarbeit gemalt hat.



Jetzt, nachdem alles seinen Platz gefunden hat, übrigens auch in zwei Seitenräumen, in der Fotografien der Künstler*innen-Gruppe hängen, kommt der Alltag. Die AKB wird keine Langeweile haben. Sie hat Staffeleien aufgestellt und wird vor Ort malen und zeichnen. Die Besucher können den Kunstschaffenden sozusagen bei der Entstehung neuer Werke zuschauen.
Kunst aus Müll im Mitmachformat
Für Aktion steht auch PPablo, der seit einiger Zeit begonnen hat, eigene Maschinen zur Verarbeitung von Plastik zu bauen. Ihm geht es darum zu zeigen, dass vermeintlicher Müll – besonders Plastik – nicht nur ein Abfallprodukt ist, sondern eine wertvolle Ressource sein kann. „Es hilft, den Blick zu verändern: weg vom Wegwerfprodukt, hin zu Vielfalt, Wandel und Wertschätzung.“ Als Mitmachformat im N1 wird er beim Zwischendrin-Festival „Zwischendrin und Obendrauf“ die Gäste bitten, ihren gesammelten Plastikmüll mitzubringen und ein Live-Recycling-Event veranstalten.
Die weitere Planung für die Räume bis Ende August sieht viele weitere Aktionen, wie Kreativworkshops, Lesungen und Barabende vor und gibt auch anderen Künstler*innen noch die Möglichkeit ihr Kunstwerke auszustellen oder direkt vor Ort entstehen zu lassen. Schon jetzt ist der KLUB HAURUCK ein Zwischenraum, der Spaß macht und Farbe in die Innenstadt bringt.