Mitte Dezember zogen Bürger*innen in der Versöhnungskirche in Rheinau Bilanz. Es war eine zu den Themen, die sie selbst erarbeitet hatten. Nach zwei Workshops steht jetzt ein Zielbild für den Stadtteil. Vorausgegangen waren Forderungen, Kritik und Wünsche, die ungeschönt auf den Tisch kamen. Petar Drakul, Leiter FutuRaum, und Dr. Tobias Vahlpahl, Leiter des städtischen Quartiermanagements, gaben erste Rückmeldungen aus der Verwaltung und zum Prozess, wie es weitergehen kann.
Danilson Carvalho Dala und Dahnah Rudeloff, die für FutuRaum die Gesprächsrunden vorbereitet und begleitet hatten, starteten mit einer Kurzzusammenfassung der behandelten Themen, die in den Workshops angesprochen oder bei den Stadtteilbefragungen adressiert wurden. Diese sind positiv formuliert und enthalten Aussagen, wie es sein sollte, in einem für Rheinau erarbeiteten und abgestimmten Zukunfts- und Zielbild.
Auch jüngere Menschen aus dem Stadtteil waren an diesem Abend vertreten, beispielsweise Leo Talenti, der im Nachbarschaftshaus im Jugendhaus derzeit Bundesfreiwilligendienst absolviert. Er erläuterte, an was es Jugendlichen fehlt und was deshalb auf der Wunschliste gelandet ist, so zum Beispiel „längere Öffnungszeiten“ des Jugendhauses. Die Jugendlichen würden das Jugendhaus gerne länger am Abend nutzen. Gefragt, warum er sich einbringt? „Ich bin selbst privilegiert aufgewachsen, deshalb habe ich mich für den Dienst im Jugendhaus entschieden und bin heute auch hier mit dabei. Mir ist wichtig, dass die Diskussion auch Substanz hat und es nicht bei Allgemeinplätzen bleibt, sondern etwas passiert“.
Zahlreiche Vorschläge wurden konkret
Auch Laura Wolf, die unter anderem beim TV Rheinau aktiv ist, setzt auf Impulse, die jetzt in Taten münden. Das immer wieder adressierte fehlende Sportangebot, vor allem an Regentagen unter einem geschützten Dach, könnte sie sich gut als Kooperation mit den bestehenden Vereinen vorstellen. „Ein Fitnessangebot sollte allerdings nicht so aussehen, dass es am Ende eine Konkurrenz zu den bestehenden Angeboten der Vereine darstellt“, sagte sie.
Verena Döpp, Vertreterin von Bündnis 90/Die Grünen im Bezirksbeirat, wünscht sich eine höhere Taktung der Busanbindung von und nach Rheinau-Süd. „Ebenso sollte die Fahrrad- und Fußwegverbindung durch die Unterführung Richtung Rheinau-Süd erheblich ansprechender gestaltet werden, damit Rheinau und Rheinau-Süd wirtschaftlich besser zusammenwachsen“, sagt sie. Dies könne zusätzlich durch attraktive Geschäfte, Restaurants und kulturelle Veranstaltungen erreicht werden. Wichtig sei auch, durch viel Grün für eine angenehme Beschattung zu sorgen. Die Bezirksbeirätin findet den Ansatz der Beteiligung von Bürger*innen sehr gut.
Hamza Titiz, vom Ortsverein der SPD, brachte die Idee ein, eine Rheinau-App zu schaffen, in der all das abgebildet ist, was heute schon möglich ist und es allen zur Verfügung zu stellen. „Wir haben uns hier eingebracht, jetzt ist die Verwaltung dran“, so seine Erwartung.
Angebot und Nachfrage müssen stimmen
Um den Kontakt zur Verwaltung hatte sich Petar Drakul gekümmert. Wirtschaftsförderung und Quartiermanagement waren diesmal ebenfalls vor Ort und zeigten sich bereit, die Wünsche zu prüfen und wo möglich zu unterstützen. Zur geforderten Verkehrsberuhigung berichtete Drakul, dass es seit Wochen nun Geschwindigkeitsmessungen gebe. Ob eine generelle Absenkung der Geschwindigkeit möglich sei, wird geprüft. Der Standort des Kriegerdenkmals, von vielen als unpassend und störend empfunden, ist als Thema bei der Stadtplanung benannt. Drakul stellte auch in Aussicht mit Stadt, Wand, Kunst Flächen attraktiver zu gestalten wie in der derzeit unansehnlichen Unterführung.
Allerdings müssten auch Angebot und Nachfrage am Ende stimmen. Zur Forderung eines Teilnehmers nach einem Parkhaus sagte er: „Bringen sie mir 50 Interessenten, die bereit sind, in unter zehn Minuten Gehzeit ihren Pkw dort dauerhaft zu parken.“ In diesem Zusammenhang soll zudem die Auslastung des Parkhaues in der Durlacher Straße geprüft werden.
„Wenn Ihnen in Sachen Sauberkeit etwas auffällt, informieren Sie uns“, so Drakul. Es sei allerdings häufig schwer und aufwändig, die Verursacher aufzuspüren. Er bot schließlich an, Aktionen wie Cleanup-Days und auch ein Bürgerfest seitens FutuRaum aktiv mit unterstützen. Drakul: „Ich setze auch auf Ihre Kreativität, Gruppen zusammen zu bringen und über Kollaborationen nachzudenken, die es bisher nicht gab.“
Das Stichwort Kollaboration griff zum Schluss Valpahl nochmals auf. Es gelte jetzt, Entscheider und Fachleute in den Stadtteil zu holen und vor Ort mit engagierten Menschen im Stadtteil das anzugehen, was konkret gesammelt wurde und machbar ist. „Vor Ort geht es einfacher und schneller!“ Es sei der Zweck der Lokalen Stadterneuerung (LOS), Themen mehrgleisig aufsetzen und gemeinsam mit vielen Engagierten nachhaltig umzusetzen. Diesen Weg begrüßten alle im Raum: Lokale Stadterneuerung, Hand in Hand mit dem Bezirksbeirat und im Mai 2025 nochmals mit Interessent*innen eine Runde gemeinsam mit FutuRaum. Bis dahin dürfte einiges spruchreif sein.