Zukunftsfähige Innenstädte: Der Kraftakt der Transformation

Die Transformation der Innenstädte ist eine Mammutaufgabe. In allen Städten kämpfen die Verantwortlichen mit dem Strukturwandel. „Wir lassen Sie nicht allein“, sagte Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), bei der Eröffnung des Netzwerktreffens Ende Juni der Kommunen, die am Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) teilnehmen. Gastgeber war in diesem Jahr Mannheim, mit Oberbürgermeister Christian Specht und dem Beauftragten des ZIZ-geförderten Projekts FutuRaum, Petar Drakul. 

Das Netzwerktreffen der am Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) teilnehmenden Städte und Kommunen war diesmal in Mannheim. Auftakt war im Mannheimer Ratssaal.
Foto: Lys Y. Seng
Eröffneten dasTreffen: von links Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und Oberbürgermeister Christian Specht. Foto: Lys Y. Seng
Aufmerksame Zuhörende. Foto: Lys Y. Seng

Zuvor hatte der Oberbürgermeister die Delegation des BMWSB sowie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Begleitung der Presse an Orte in der Innenstadt geführt, wo sich etwas bewegt, wo es vorangeht, ohne die Dinge schönzureden.

Bei der Veranstaltungseröffnung im Stadthaus betonte Specht, wie auch mehrfach in der späteren Diskussion, wie wichtig eine verlässliche und nachhaltig angelegte Förderung sei. Denn Fragen wie „wie erreichen wir die Eigentümer“, „wie schaffen wir bessere klimatische Bedingungen“, „wie kann die Innenstadt zum Beispiel für Bildungseinrichtungen besser genutzt werden“, bräuchten Überzeugungsarbeit und Zeit. „Wir müssen die notwendigen Veränderungsschritte in die Köpfe bringen und Zielkonflikte schon vorher klären. Das ist keine kurzfristige Aufgabe.“

Bösinger unterstrich, dass die 790 Millionen Euro Bundesmittel bei der Städtebauförderung zur Verfügung stehen. Sie sind wichtig für die Belebung der Innenstädte, die Stärkung der örtlichen Handwerker und die Bewahrung eines lebenswerten und schönen Umfelds.

Gute Beispiele der einzelnen Städte und angeregte Unterhaltung an den Ständen im Foyer des Stadthauses. Fotos: Lys Y. Seng
Wertvoller Austausch über Modelle, wie es laufen kann

Die über 130 Gäste, die am Netzwerktreffen teilnahmen, sahen anschließend beim „Markt der Möglichkeiten“ im Foyer des Stadthauses gute Beispiele der Städte. In den Gesprächen stand vor allem immer wieder die wichtige Rolle des „Kümmerers“ und „Ansprechpartners“ im Vordergrund. Den gibt es in fast allen Förderstädten, und alle hoffen auf eine Verstetigung, weil es Anprechpartner*innen braucht, die für die Interessen der Bürger*innen und vor allem für die des Handels offen sind. Diese übernehmen eine wichtige Rolle, die vielerorts erstmals aufgrund der Anforderungen des Förderprogramms geschaffen und finanziert wurde.

Auf Nachhaltigkeit setzen

Viele Städte und Gemeinden setzen auf Nachhaltigkeit. In Essen kümmert sich eine Gruppe mit Marco Eißing darum, das schon länger bestehende Zukunftsbild in der Bürgerschaft besser bekannt zu machen. Mit den Fördermitteln des Bundes gelinge es jetzt, die guten Ansätze sichtbar zu machen. „Dranbleiben an Konzepten und Ideen ist ein Erfolgsschlüssel“. David Mogler aus Calw ist froh über das grüne Innenstadtkonzept, für das bislang immer die Ressourcen fehlten. Das konnten wir mit Fördermitteln umsetzen und können jetzt nach und nach die Eckpfeiler abarbeiten. Die aus dem Konzept resultierenden umfassenden Erkenntnisse „helfen uns auch mit belastbaren Zahlen, die Bürger*innen und Politiker*innen zu überzeugen“, sagte er.

In Eisenach ist Annika Brill mit ihrem Team dabei, den „Masterplan Innenstadt“ zu entwickeln. Auch dort gibt es inzwischen eine Citymanagerin, die vor allem Ansprechpartnerin für den Handel ist. „Durchsetzungskraft und ein dickes Fell“, diese Eigenschaften seien wichtig. „Wir sehen inzwischen viele Erfolge und freuen uns über die Bürger*innen, die bei der Bürgerbeteiligung aktiv dabei waren und die Lösungen nun auch mittragen“, ergänzt die Eisenacherin.

Beteiligen statt Top-Down entscheiden

In Gengenbach haben Lothar Kimmig und Kolleg*innen die Ergebnisse der Beteiligungsplattform umgesetzt. Das sind unter anderem ein besseres Leitsystem für die Sehenswürdigkeiten der denkmalgeschützten Stadt und ein erweitertes Marktangebot für regionale Produkte.
In Cuxhaven gibt es ebenfalls neu eine Person für das Zentrumsmanagement. Aus Mitteln des Förderprogramms gab es zudem erstmals eine dekorative Weihnachtsbeleuchtung. Schließlich hat Cuxhaven einen Runden Tisch eingerichtet, an dem alle wichtigen Vertreter der Stadtgesellschaft beteiligt sind.  Der im Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ gesetzte Fokus auf das Instrument der Beteiligung wird von allen gelobt. Damit gebe es spürbare Impulse, weil alle wissen, dass die Veränderungen, die viele mittragen, einen langen Atem brauchen. Top-Down-Entscheidungen tragen nicht mehr.

Beim Netzwerktreffen gab es am Nachmittag ausreichend praktische Beispiele, zur Nachahmung empfohlen. Dazu dienten die drei Themenforen mit den Schwerpunkten „Nutzungsmischung und Vielfalt“ (Petar Drakul, Jessica Köchling); „Klimaanpassung und Freiräume“ (Stephanie Krings und Markus Schaffrath) und „Transformationsmanagement und Akteurskonstellationen“ (Dr. Andrea Hammer und Michael Keller). Die gegen Abend angebotenen Exkursionen für die Teilnehmenden mit Petar Drakul, Stefanie Reischmann, Penelope Wasylyk und Maike Fischer durch die Stadt, wurden gut angenommen.

Auch wenn sich vieles von Stadt zu Stadt gleicht, gibt es gerade in der Detailumsetzung immer wieder etwas zu lernen. „Das ist der Wert solcher Treffen. Wir müssen das Rad ja nicht überall neu erfinden“, urteilte David Mogler aus Calw über seinen Aufenthalt in Mannheim.