Die Finissage am Donnerstag, 10. April, hat das Ende einer ungewöhnlichen Aktion angekündigt. Es war zwar kalt, aber unter dem klaren Himmel, auf von FutuRaum bereitgestellten Liegestühlen hielten es die Menschen bis nach 22 Uhr aus und genossen die Bildschau, ihre Botschaften und die Musik bei einem Glas Wein, in Gesprächen miteinander oder einfach nur staunend vor den eindrucksvollen Farben, Formen – Projekttionen, die im wahrsten Sinn des Wortes Licht in die Breite Straße brachten…und in die Herzen der Menschen.


Und das war beabsichtigt. Das Künstlerteam, Alexander Doss und Eric Carstensen und die Philosophin Sofia Disson bilanzierten nach den vier Wochen Multimedia-Erlebnis: eine wirklich tolle Erfahrung in einem Teil der Stadt, der sonst eher von durcheilenden Menschen geprägt ist. Eric Carstensen sagt über die Zusammenarbeit mit Doss und Disson: „Unser Teamarbeit war für mich erstmalig und einmalig und findet hoffentlich eine Fortsetzung. Beflügelt hat uns aber vor allem, dass wir soviele positive Resonanz erhalten haben.“
Auch an diesem Finissage-Abend überzeugten die Motive mit Farbe, mit Varianz, über drei überdimensionale Hauswände, waren die Botschaften Mutmacher in deutsch, englisch, arabisch und türkisch und wirkten gleichzeitig leicht und beflügelnd. Kaum einer der Zuschauer dürfte sich in der vierwöchigen Vorfür-Zeit Gedanken gemacht haben, dass Doss und Carstensen für die Projektion unter anderem 360 Kilo Projektoren in den ersten Stock des gegenüberliegenden Gebäudes in K1 geschleppt hatten und jede Menge Konzeptarbeit hinter allem steckt.


„Es ist schön zu sehen, dass man mit Kreativität einen Raum so verändern kann, dass die Menschen gerne stehen bleiben, sich Stühleholen, ins Gespräch kommen oder innehalten und die Breite Straße ganz offensichtlich als sympathischen Aufenthaltsort erlebten. Auch die umliegenden Geschäfte und Gastronomen seien unglaubchlich zugewandt gewesen, sagt Alexander Doss. Sofia Disson, die vor allem die Auswahl der Texte zusammenstellte, freute sich, dass es gelungen sei, die Menschen anzusprechen, zu faszinieren und begeistern, vor allem auch die, die im Quartier rund um die Breite Straße arbeiten und leben.




Petar Drakul, Leiter FutuRaum und Innenstadtbeauftragter, der das Projekt im Rahmen von FutuRaum initiiert hat, erinnerte bei der Finissage an die Anfänge, als er sich mit den Künstlern auf die Suche nach einem geeigneten Platz gemacht habe. „Dieser hier in der Breiten Straße war perfekt“, so Drakul. Im Namen des Gemeinderats gab die Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen Nina Wellenreuther ein Bekenntnis zu Mannheim. „Mannheim ist eine Stadt, da kaufen die Menschen ein und leben die Menschen, eine besondere Qualität.“ Die sei mit der Lichtinstallation noch einmal unterstützt und eindrucksvoll präsentiert worden.



Die Finissage zeigte eine Auswahl des gesamten vierwöchigen Zyklus. Überraschungsmomente, die zum Hinschauen und zum Nachdenken inspirierten. Die Themen:
Die Neuen Perspektiven / Der Neue Augenblick / Die Neue Gegenwart
Alle drei Themenüberschriften, die nicht nur Bilder, sondern auch Textpassagen transportierten, hatten ein Ziel: Mut zu machen für eine Zukunft, die momentan vielen Menschen als eher beängstigend erscheint. „Es ist etwas ganz Wichtiges für uns alle, aktiv das eigene Leben zu gestalten, es mit anderen zu tun und Erlebnisse zu teilen“, sagt Disson. Deshalb auch am Ende der Bilderwelten die Fragen: „Wie wollen wir leben? Was macht uns aus? In unserer Vielfalt? Was ist mir wirklich wichtig? Was verändert sich, wenn wir alle mitgestalten? Was verbindet uns trotz aller Unterschiede? Wie finde ich den Mut ich selbst zu sein?
Und am Ende dieser Fragen steht kein Punkt. Sondern ein Anfang. Mit dieser fast programmatischen Aufforderung, mutig in die Zukunft zu schauen, das Besondere zu entdecken und die Zuversicht, dass wir nicht allein sind, endete die Bilder- Show. Schade, wie viele anmerkten.


Die Bilder waren vor allem mit den an ausgewählten Abenden auftretenden Musikschaffenden nochmal ein gesteigertes Erlebnis. Zur Finissage brachten die Beyza Yesilbas (Pop-Akademie) und Umut Can Ergül (Bewerber der Pop-Akademie) Heimatklänge verschiedener Kulturen mit, die sie mit den Zuschauer*innen teilten. Diese drückten Freude, Melancholie und auch traurige Stimmungen aus. Ihre Stücke spielten sie auf der Gitarre und der Bağlama,der türkischen Bezeichnung für das bei uns eher unter dem Namen Saz geläufig, bauchrunde Saitenistrument. Die Zugabe war ein Duett der beiden Solisten. Musikalische Gemeinschaft vor einem begeisterten Publikum.