„Mannheim ist vielfältig und soll so bleiben.“ Das war ein Satz, der beim zweiten Treffen der Gastronomie-Vertretenden in den Räumlichkeiten von FutuRaum öfter zu hören war. „Eine mittelgroße Stadt mit großstädtischem Flair“, auch solche Attribute gehören zu Mannheim. Weil aber vieles eben nicht rund läuft und viele Kritikpunkte beim Treffen auf den Tisch kamen, „ist ein fest etabliertes Gastronetzwerk längst fällig“, sagt Robert Gaa. Er ist als Nachtbürgermeister der Ansprechpartner bei der Wirtschaftsförderung für die Gastronomie. Bei FutuRaum laufen derzeit die Fäden zusammen, damit sich die Gruppe formen kann und vor allem ihre Ziele festlegt. Die Kernthemen sind akzeptiert und gesetzt. Die nächste Sitzung ist am 11. Juni.



In der Vorstellungsrunde der 14 Teilnehmenden kam der Wille zum Zusammenschluss in einem Gastronetzwerk genauso wie der Frust über rückläufige Besucherzahlen in vielen Gastronomiebetrieben zur Sprache. Deutlich wurde zudem die enge Verbundenheit mit den Infrastrukturthemen der Innenstadt: Sicherheit und Sauberkeit, Erreichbarkeit, Aufenthaltsqualität oder Vielfalt. „Die Gastronomie ist mittendrin und ein wichtiger Teil von Mannheim. Wir vermarkten uns nur zu schlecht“, so wurde in einer Gruppe formuliert.
Ein erstes Zielbild entsteht
Petar Drakul, Innenstadtbeauftragter und Leiter FutuRaum, hatte zu Beginn der Gruppenarbeit zur Formulierung von Zielen eine grobe Struktur vorgelegt. Die Vermarktung und Imagebildung war dabei eines der Themen. Die Formulierung eines Zielbilds ist so eine Sache. Das spürten auch die Gastronomie-Betreibenden. Kritisches ist schnell formuliert. Wie es in Zukunft sein könnte, nicht zu viel im Klein-Klein verharrend, das ist schwieriger. Lebhafte Diskussionen mündeten am Ende in gute Vorschläge und ein Gesamtbild dessen, was der Gastro als Community echte Anliegen sind.
Wie bereits beim ersten Treffen wurde lange über die schwer nachvollziehbaren Regularien zur Außengestaltung diskutiert. „Die sollten klar formuliert werden und nur das beinhalten, was definitiv nicht erlaubt ist.“ Auch seien die Ansprechpartner*innen zu wenig bekannt und die Wege zu langsam. Am Ende sollten Gestaltungsfragen nicht in Kleinkrämerei ausarten. Auch, wenn Konsens bestand: Regeln brauche es schon.


Bessere Anbindung und Orientierung schaffen
Wie in allen Gruppen von FutuRaum diskutierten die Teilnehmenden das Thema Erreichbarkeit und Parken. Über 50 Prozent der Gäste kämen mit dem Auto nach Mannheim. Wo Parken? Das sei oft nicht klar. Wie Parken? Zu teuer. Zuviele Parker mit Run auf das Parkhaus am Marktplatz? Der Vorschlag, direkt am Eingang in die Marktstraße auf die beiden anderen Parkhäuser in den K-Quadraten zu verweisen, fand gute Zustimmung. Denn diese sind weniger ausgelastet. Auch ein gut sichtbares Parkleitsystem sei notwendig. Denkbar wäre auch ein Park & Ride in der SAP Arena. Auf jeden Fall brauche es eine bessere Anbindung des ÖPNV mit Weiterfahrt mit der S-Bahn ins Umland.
Gleichzeitig – räumten die Teilnehmer ein – müssten einladende Gehwege und grüne schattige Innenstadt-Flächen ohne Autoverkehr die Zukunft sein.
Mit einer Stimme auftreten
Die Gastro und ihre Zielgruppen sind individuell recht verschieden. Dies zeigte sich bei der Diskussion um die Frage, die Robert Gaa stellte, wie die Runde die City-Werbung bewertet. Die meisten verwiesen auf ihre Stamm-Besucher, für die zentrale Werbung wenig relevant sei. Von Nutzen, so die Meinung, wären jedoch rechtzeitige Hinweise auf Großevents. Monnem Bike oder Monnem Pride, waren Beispiele. „Davon war uns nichts bekannt“, meinten einige. Um sich daran mit eigenen Ideen zu beteiligen, wäre eine rechtzeitige Information des Stadtmarketings wichtig. Ein Wunsch, der auch ins Zielbild einfließt: die bessere Kommunikation zwischen Gastro und den städtischen Marketingverantwortlichen, ein weiteres Argument für das „fällige Netzwerk“.



Die Gruppe definierte hierfür notwendige regelmäßige Treffen und eine digitale Plattform für die schnelle Kommunikation untereinander. Ein Sprecher solle künftig für die gemeinsamen Themen, die alle betreffen, die Kontakte zu Stadt und Entscheidern herstellen und diese im Sinn der Gastro-Community vertreten. Auch Robert Gaa ist froh, dass er demnächst einen festen Ansprechpartner „Innenstadt-Gastro“ haben wird.
Die Besonderheiten Mannheims besser vermarkten
Klar wurde immer wieder die Rolle der Gastro als ein Teil des Stadt-Image. Die Gastro steht für „kulinarische Vielfalt“. Die Besonderheiten Mannheims müssten herausgestellt werden. So könnten kleine Quadrate-Events, beispielsweise für Seitenstraßen oder die Fressgasse die Vielfalt der Stadt unterstreichen. Es wurde aber auch angeregt, „Little Istanbul“ rund um den Marktplatz als Marke anzuerkennen und zu vermarkten. Wichtig war den Teilnehmenden zudem, den Schulterschluss mit dem Einzelhandel zu suchen. Gastro und Einzelhandel seien eng miteinander verbunden.
Dazu dürfte auch das zum Schluss länger diskutierte Thema Fachpersonal zählen. „Qualifizierung und Sprachbarrieren“ sind Sorgen der Gastronomen. Integrations- und Einstiegshilfen könnten erfahrene und etablierte Qualifizierungs-Einrichtungen wie Abendakademie oder das Job-Center bieten. FutuRaum will das Anliegen an das Job-Center weitergeben und prüfen lassen, ob Qualifikations-Maßnahmen von zum Beispiel Bürgereld-Empfänger*innen auch für eine Tätigkeit in der Gastronomie angeboten werden können.
In allem setzt das künftige Gastronetzwerk auf bessere Kommunikation und ein Miteinander auf Augenhöhe.