Die City Factory Quadrate Nummer 7 ist die vorletzte, Endspurt. Am 26. Juni wird die Runde schließlich zum letzten Mal tagen. Petar Drakul, Leiter FutuRaum und Innenstadtbeauftragter, und Moderator Noah Fleischer (LUB) freuten sich, dass rund 25 Teilnehmende, in das Büro von FutuRaum in der Plankenhofpassage gekommen waren, um am Thema „Leben in Vielfalt“ mitzuarbeiten. (Titelfoto Andreas Henn).
Auch dieses Mal gab Drakul wieder einen kurzen Zwischenstand, welche Themen derzeit noch in der Pipeline oder auch bereits umgesetzt sind. Denn bei vielen Themen gibt es Bewegung. Das sei erfreulich, so Drakul. Auch im Hinblick auf die derzeit entstehende Gemeinderatsvorlage. „Je konkreter die Umsetzungsschritte und -vorschläge sind, desto mehr Chancen haben wir, Besprochenes auch umzusetzen.“



Überblick über FutuRaum-Themen
Begrünungsaktion gelungenen! heißt es für die Vorschläge der City Factory 2024, die Fressgasse grüner werden zu lassen. Entsiegelung im Eingangsbereich sowie auf mindestens einem zusammenhängenden Parkstreifen, Baumpflanzungen und Temporeduktion sollen jetzt folgen. FutuRaum ist dabei treibende Kraft im Schulterschluss mit den Einzelhändlern, den Bürgervereinen und der Verwaltung.
Das lautstarke Auftreten der Poser, vor allem der Hupenden habe inzwischen den Grad der Toleranz überschritten, so Drakul. Dazu gab es Gespräche und Vorort-Besichtigungen wie bei vielen anderen Themen. Am Wochenende vom 16. und 17. Mai folgen nun die ersten Messungen des Lärms sowie Videoaufnahmen in Fressgase, Kunststraße und Marktstraße, um belastbare Ergebnisse zu erhalten.
Ein Bild machten sich zudem Verwaltung und FutuRaum zur Frage, wo Kurzzeitparkplätze wegfallen können und mehr grüne Elemente geschaffen werden. Ein große Stadtrunde drehten schließlich City-Factory-Mitglieder, Eigentümer, Bezirksbeiräte, Innenstadt-Vereine, Quartiermanager und Gastronomen über die Plätze der Innenstadt und entdeckten so manches vernachlässigte Kleinod. (Mehr zum Rundgang) Der Austausch vor Ort und der Abgleich von Meinungen ist bei solchen Runden eine gute Gelegenheit, Vorstellungen einzubringen und Für und Wider zu diskutieren.
City Factory-Thema „Leben in Vielfalt“
Gute Argumente, mögliche Gegenargumente und Lösungen waren beim Thema „Leben in Vielfalt“ in den fünf Arbeitsgruppen an diesem Abend gefragt.13 Maßnahmen-Vorschläge, wie Vielfalt vor dem Hintergrund „Sicherheit, Image, Sauberkeit, Jung und Alter oder Aufenthaltsqualität“ gelingen kann, fanden breite Akzeptanz. Bei drei weiteren gab es schwerwiegende Einwände, so dass diese Ideen ad acta gelegt wurden. Positiv unterstützten zum Beispiel alle die Idee, die Breite Straße als Straße der Demokratie auszubauen. Vom Schloss und die Universität, über die Stadtbücherei bis zur Abendakademie könnten integrierende Veranstaltungen wie ein Festival der Nationen diese Wahrnehmung unterstützen und die Breite Straße aufwerten, so der Vorschlag.



Ansprechende Stadteingänge oder Orientierungs-Systeme, wo Besucher welche Angebote in der Innenstadt finden, wären ein Beitrag zu einer Willkommenskultur, diskutierten mehreren Gruppen. Als positives Beispiel wurde der Wasserturm genannt. Als Infosysteme offline- und online-Tafeln mit entsprechenden Suchfunktionen und Hinweisen.
Mehr Mülleimer oder mehr Disziplin?
Längere Diskussionen gab es um die Forderung einer Arbeitsgruppe, mehr Mülleimer vor Geschäften aufzustellen. Fördern diese die Bequemlichkeit derer, die stets auf ein „Mehr an städtischen Leistungen“ setzen? Da waren die Meinungen geteilt.
Ebenfalls bei der als „Tunnelvision“ notierte Maßnahme. Bei diesem Vorschlag hatte die Gruppe die Unterführungen in der Innenstadt und an der Peripherie im Auge. Diese könnten freundlicher, künstlerisch aufgewertet und gut ausgeleuchtet gestaltet werden. Dieser Vorschlag fiel durch. Die meisten Unterführungen – so die Meinung – seien überflüssig und sollten eher ganz abgeschafft werden, Ausnahme die am Dalbergplatz, wo die Straßenbahnlinien unterirdisch verkehren.


Etliche Vorschläge beschäftigten sich mit den „konsumfreien Räumen“ und einer „Flächengerechtigkeit“, in der auch Familien in der Innenstadt ihre Angebote und Aufenthaltsflächen bekommen. Ein wenig genutzter Kirchen-Vorgarten wie der kleine Park vor der Konkordienkirche oder der Murnauplatz. Dort könnten Kinder spielen und Familien Rast finden, vor allem solche, die in kleinen Wohnungen wohnen.
Da es nicht nur Gruppen-Aufgabe war, konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, sondern auch Probleme zu bedenken, waren bei diesen Vorschlägen viele Teilnehmende skeptisch, ob an solchen Plätzen nicht intensive Betreuung vonnöten wäre, die aufwändig und teuer sei.
Separates Marketing für Quartiere umstritten
Noch einmal spannend wurde die Diskussion um die Frage, ob Innenstadt-Quartiere mit ihren eigenen Charakteristika stärker definiert werden sollten. „Klein-Instanbul“ oder die „Bildungsmeile“ als Alleinstellungsmerkmal? Während die einen darin eher die Gefahr sehen, dass Trennendes noch mehr betont wird, bewerten andere dies als Chance eines gezielten Marketings. Der Vorschlag wurde am Ende verworfen. Auch mit dem Hinweis, dass es in der Vergangenheit schon mehrfach Anläufe gegeben habe, Quartiers-Eigenheiten mehr zu betonen. Ohne Ergebnis.
Wenn Ende Juni nach der City Factory auch das FutuRaum-Büro in der Plankenhof-Passage geräumt wird, lebt die Idee der Innenstadtgestaltung dennoch weiter. Zwei EU-Förderprogramme: Comit2green und Multiroofs helfen, Maßnahmen zu erarbeiten und Vorschläge weiter umzusetzen. Doch auch diese Projekte sind keine Selbstläufer. Petar Drakul gab deshalb allen mit auf den Weg, sich Gedanken zu machen, wie es weitergehen kann, wenn FutuRaum und der Projektrahmen abgeschlossen sind. Am Ende war Konsent: „Die Strukturen der Beteiligung, die begonnenen Themen und der Schwung, die Innenstadt aktiv zu gestalten, das alles muss irgendwie weitergehen.“