In der Trinitatiskirche sollte alles leuchten

Die einstige Trinitatiskirche, fertiggestellt 1959, seit  2015 vom Verein EinTanzHaus e.V. mit Leben erfüllt, wurde auf Trümmern aufgebaut. Sie war mehr als ein Wiederaufbau. Dem Architekten Helmut Striffler (verstorben im Februar 2015) war das Projekt eine Herzensangelegenheit. Die inzwischen für Kultur genutzte Kirche steht mit ihrer besonderen Architektur beispielhaft für eine Ära der Architekten in der Nachkriegszeit. Striffler entwarf die Nachfolgerin der einstigen Barockkirche als schlichten Bau, als einen, der die Menschen einlädt. „Der Einsatz von Sichtbeton“ – so sagt sein Sohn der Architekt Johannes Striffler –  sei eine bewusste Entscheidung gewesen. „Ein falsches Pathos der Kirche sollte vermieden werden.“ Der Bau, dessen Wand-Betonkassetten die leuchtenden Glaselemente tragen, strahlt. Eine schlichte Schönheit, mitten in der Stadt.

Wohl durchdachte Architektur

Der Sohn Johannes Striffler ist mit der Geschichte des Kirchenneubaus groß geworden. Er kann viele Anekdoten über deren Entwicklung erzählen und denkt als regelmäßiger Besucher des EinTanzHauses mit seinem „ansprechenden Programm“, jedes Mal auch an seinen Vater. Die tragende Dachkonstruktion, die Wände aus Beton und vor allem die Beschaffung der passenden Glassteine, waren wohl überlegt und ausgewählt. Vieles erinnert an die vor dem Krieg entstandene Bauhaus-Architektur von Architekten wie Le Corbusier und anderen.

Trinitatis Fassade innen_Fotograf Robert Häusser. © Robert Häusser – Striffler + Striffler Architekten Mannheim
Trinitatis Fassade_Blick auf Turm Konkordien-Kirche_Fotograf Robert Häusser© Robert Häusser – Striffler + Striffler Architekten Mannheim

Helmut Striffler ließ für die Gestaltung der Wände von dem Künstler Emil Kiess einen Farb-Entwurf anfertigen. Eine Besonderheit – so sagt der Sohn – sei die Herstellung und Beschaffung der knapp vier Zentimeter dicken Glassteine gewesen. Für den Architekten Striffler, der in Karlsruhe studierte, seien Erfahrungen mit ähnlichen Bauten in anderen Städten prägend gewesen. Unter anderem auch die, dass die bunten Glassteine bei den Erschütterungen durch den Transport Risse bekommen hätten.

Drum schlug Helmut Striffler als Lieferanten die Glaswerkstatt von Gabriel Loire aus Chartres vor, eine Manufaktur mit langer Tradition, die gerade bei der Einbettung der Glaselemente in Sichtbeton große Erfahrungen hat. Und die Kirchengemeinde folgte ihm.
Die Verglasungen in der Kapelle des im Stil des Brutalisme 1959 von Le Corbusier entworfenen Klosters La St. Marie de laTourette beispielsweise stammen ebenfalls von dort. Es ist heute Weltkulturerbestätte der UNESCO.

Konzept mit offenen Angeboten geschätzt

Seit 1959 war die Trinitatiskirche wieder ein nutzbarer Raum für die Gläubigen, konnte sich allerdings nur bis 2007 als Kirche halten. Die Gemeinde wurde kleiner. Helmut Striffler befasste sich noch selbst mit möglichen Nachnutzungen, denn es war klar, dass nur auf diese Weise der Bestand des Gebäudes gewährleistet wird. Sohn Johannes verfolgte die Entwicklung aufmerksam. „Es hat mich sehr gefreut, dass sich 2015 ein Konzept durchgesetzt hat, das nicht kommerziellen Gesichtspunkten folgt und einen künstlerischen Anspruch hat.“ Vor allem schätzt er das Konzept der offenen Angebote, denn so bleibt die Kirche allen zugänglich. Und: „Im EinTanzHaus fühlen sich viele Menschen einfach wohl und aufgenommen.“
Mehr zu den Kulturangeboten des EinTanzHaus hier

Trinitatis Kanzel_Fotograf Robert Häusser © Robert Häusser – Striffler + Striffler Architekten Mannheim
Trinitatis Kruzifix E Cimiotti, Fotograf Häusser © Robert Häusser – Striffler + Striffler Architekten Mannheim

In einem schönen Beitrag beschäftigt sich Dr. Melanie Mertens mit der Trinitatiskirche, veröffentlicht im Heft 2/2021 der “Denkmalpflege in Baden-Württemberg“.

Die Eintragung des Baus in das Denkmalbuch des Landesdenkmalamtes erfolgte 1994, als “Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“, eine nicht sehr häufig vergebene Auszeichnung.
Wer die Trinitatiskirche architektonisch kennenlernen möchte, kann sich bei Ursula Dann melden.
Kontakt per E-Mail: ursula.dann@gmx.de