Die City Factory von FutuRaum hat am 21. März zum vierten Mal getagt. Mehr als 30 Akteur*innen vertraten dabei die verschiedenen Interessengruppen. Nach vier Stunden hatte sich die große Runde in einem Konsentverfahren auf Kernelemente zur Mobilität in der Fressgasse geeinigt, die nun von der Fachverwaltung auf ihre mögliche Umsetzbarkeit geprüft werden. Ziel ist, daraus konkrete Vorschläge für den Gemeinderat zu erarbeiten.
Wichtig ist die Orientierung an den erarbeiteten Zielen
Petar Drakul
Zum Start bremste der Innenstadt-Beauftragte Petar Drakul die Erwartungen und warb für einen langen Atem: „Es wird nicht alles gleich morgen umgesetzt sein, was wir als Empfehlung mit auf den Weg geben – und manches wird an rechtlichen oder praktischen Hürden scheitern. Natürlich wird es kurzfristige Maßnahmen geben, aber für größere Veränderungen bedarf es Planungen, die bis zu ihrer Umsetzung Zeit benötigen. Wichtig ist, dass wir uns an den in der City Factory erarbeiteten Zielen orientieren und hierfür Vorschläge erarbeiten.“ Die Fressgasse als Wohlfühlort, mit nachhaltiger Lebensqualität, unverwechselbar, gut zu erreichen und offen für Kultur und Demokratie, so lautet die von der City Factory formulierte Vision.
Zuvor hatten Drakul und sein Team Gespräche mit den Vertreter*innen der Bürgervereine, der IHK und der City Werbegemeinschaft sowie mit Gewerbetreibenden in der Fressgasse geführt, um Varianten auszuschließen, die rechtlich nicht möglich sind.
In fünf Gruppen erarbeiteten die Mitglieder der City Factory Vorschläge, wie der Durchgangsverkehr gebändigt werden könnte, wie eine Mobilitätszone für alle aussehen könnte, wie Anwohner*innen, Geschäftsleute und die Verkehrsteilnehmenden, insbesondere die schwächeren, zu ihrem Recht kommen. Sie diskutierten über Tempo 20, eine teilweise Sperrung, eine neue, durch grüne Zonen gestaltete Verkehrsführung der momentan schnurgeraden Straße, über ein Straßenbild zum Beispiel ohne Bürgersteige, in dem alle aufeinander aufpassen, über Kontrollen und die bessere Nutzung der Parkhäuser – auch am Abend und in der Nacht.
Einigkeit herrschte darüber, dass es zu einer Entschleunigung in der Fressgasse kommen und der Durchgangsverkehr reduziert werden müsse. Besucherinnen und Besucher sollten die Parkhäuser nutzen, so dass ein Teil der Parkplätze in der Fressgasse entfallen könnte. Allerdings sollten Lieferanten, Handwerker und Patienten weiterhin auch die Möglichkeit zum Parken in der Fressgasse erhalten. Freiwerdende Parkflächen sollten entsiegelt und begrünt werden, alternativ könnten auf den freiwerdenden Flächen Bügel für Fahrräder oder Abstellflächen für E-Scooter entstehen, um mehr Ordnung in der Fressgasse zu schaffen.
Bei allen Punkten waren die Gruppen aufgefordert, ihre Vorschläge mit eventuellen Auswirkungen auf andere Interessengruppen zu spiegeln. Stichworte waren Platzkonkurrenz oder auch die ÖPNV-Anbindung. Am Ende zeigte sich, dass die Vorschläge gar nicht so weit auseinanderlagen.
Ehrlich diskutieren – eine Herausforderung
Moderator Noah Fleischer von der LUB-Linguistischen Unternehmensberatung aus Mannheim blieb beharrlich bei seinem Prinzip der Konsentbildung: Alle Teilnehmer mussten begründen, warum es ein klares Ja oder ein Nein nicht nur zum eigenen Vorschlag, sondern auch dem der jeweils anderen Gruppen gibt. Denn Positionen zu vertreten sei einfach. Doch die Interessen hinter den Positionen ehrlich zu diskutieren, kann sehr herausfordernd sein. Bei einer Zustimmung mitgehen, ohne sich überstimmt zu fühlen, das ist die hohe Kunst der Konsentfindung.
Immer wieder stellten Teilnehmende auch die Frage der Umsetzungsgeschwindigkeit und mahnten schon jetzt eine aktive Kommunikation ein, wenn Änderungen umgesetzt werden. Die positive Stimmung am Ende der Arbeitssitzung verband sich mit Spannung auf die Rückmeldungen der Fachverwaltung.
In der nächsten Runde im April geht es um die Themen Aufenthaltsqualität, Klima und Handel.
Anmerkung zum Unterschied Konsens – Konsent: Konsens bedeutet vollständige Übereinstimmung, gleich denkend, gleich einschätzend.
Konsent bedeutet Zustimmung für einen Vorschlag, nachdem er diskutiert wurde und somit als gangbarer Weg akzeptiert ist. Das Ergebnis resultiert aus einem dialogischen Prozess und der Akzeptanz der guten Begründung durch einen anderen. Also weniger: der Klügere gibt nach, sondern der andere hat überzeugende Argumente.